Nylon und Polyester bestehen beide aus vollsynthetischen Fasern und sind auch sonst sehr ähnliche Materialien. Mit elf Prozent (Nylon) und 68 Prozent (Polyester) dominieren sie gemeinsam die weltweite Produktion an synthetischen Garnen und werden immer wieder miteinander verglichen, wenn es um das perfekte Material für Kleidung, Teppiche, Segelzubehör oder Outdoor-Möbelstücke geht. Tatsächlich weisen beide Materialien in ihren Eigenschaften beträchtliche Unterschiede auf. Wir machen hier den ultimativen Vergleich, damit die Wahl zwischen den beiden Königinnen der Synthetikfasern in Zukunft leichter fällt.
Der Stoff
Die stoffliche Grundlage, beider Materialien, ist Erdöl. Dabei wird bei Nylon aus Erdöl ein Polyamid als Flüssigkeit hergestellt, welches mechanisch versponnen und zu einzelnen Fäden getrocknet wird. Bei Polyester handelt es sich um ein Polymer aus Kohle, Luft, Wasser und diversen Erdölprodukten, welches durch ein ähnliches Verfahren zu Fäden versponnen wird. Beide Materialien wurden von der amerikanischen Firma DuPont erstmals entwickelt. Nylon 1939 und Polyester 1953.
Eigenschaften – Vorteile
Sowohl Nylon als auch Polyester zeichnen sich durch ihre Leichtigkeit, Formstabilität und Reißfestigkeit aus. Nylon ist dabei ein außergewöhnlich beständiger und belastbarer Stoff und kann sogar zu einem harten, aber flexiblen Feststoff kondensiert werden. Daraus lassen sich selbst mechanische Teile wie Zahnräder, Haarkämme und andere Gegenstände herstellen. Nylon ist außerdem überaus resistent gegen Öl und andere Chemikalien. Es ist hochelastisch, wasserdicht (schwimmt aber nicht), schmutzabweisend, resistent gegen Schimmel und insgesamt sehr leicht zu reinigen. Nylon dehnt sich nicht aus und ist faltenresistent. Obwohl bei Letzterem Polyester die Nase vorn hat. Überhaupt hat Polyester die meisten der positiven Eigenschaften von Nylon ebenfalls, ist darüber hinaus aber noch wasserabweisender und hält die Farben besser. Wenn es bei Materialien um große Wetterbeständigkeit geht, wird Polyester dem Nylon meistens vorgezogen. Beide Materialien sind recyclebar, wobei man bei recycletem Nylon dann von Econyl® spricht.
Eigenschaften – Nachteile
Nylon ist vor allem anfällig gegenüber dem Einfall von UV-Licht. Ganz anders als Polyester bleicht es dann schnell aus. Nylon erzeugt bei Stoffen auch elektrostatische Aufladungen und weißt einen manchmal zu synthetisch glänzende Oberfläche auf. Die größten Nachteile von Polyester sind, dass das Material im Gegensatz zu Nylon nicht wirklich atmungsaktiv ist und außerdem – ebenfalls ganz anders als Nylon – empfindlich gegenüber dem Einfluß von Öl ist. Beide Materialien sind übrigens entflammbar. Bei Nylon kommt es bei Einwirkung von allerdings erst sehr hohen Temperaturen zum „Nylonschmelzen“. Wird es noch heißer, fängt Nylon an zu brennen. Bei Polyester schmilzt und brennt das Material ab einer Temperatur von über 150 Grad gleichzeitig.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Nylon stärker und dehnbarer als Polyester ist. Nylon ist dagegen nicht so wasserabweisend, kann deshalb auch die Farben nicht so gut halten und trocknet auch langsamer als Polyester. Allerdings ist Nylon im Einkauf auch etwa 30 Prozent teurer als Polyester.
Verwendung
Beide Materialien werden in einer Vielzahl von Produkten verwendet. Dabei fällt allerdings auf, dass Polyester nahezu ausschließlich in Bekleidungsgegenständen, in Vorhängen, Bettwäsche, Möbelbezügen und Teppichen verarbeitet wird, während Nylon darüber hinaus auch noch in zahlreichen industriellen Anwendungen wie zum Beispiel mechanischen Bauteilen, Unterhaltungselektronik, Schlafsäcken, Planen, Seilen, Angelschnüren und Zahnbürsten seine Verwendung findet. Nylon wird dem Polyester auch bei Strumpfwaren, Dessous, Bade- und Sportbekleidung vorgezogen. Sowohl Nylon als auch Polyester können für die Herstellung von Taschen und Rucksäcke verwendet werden. Nylon ist dabei haltbarer und widerstandsfähiger, so dass es für Oberbekleidung oder Outdoor-Ausrüstung verwendet wird. Polyester ist das etwas geschmeidigere Material, so dass es für hochwertige Marken-Taschen verwendet wird.
Komfort
Beide Materialien sind leicht, schnell trocknend und haben eine angenehm glatte Oberfläche. Nylon erwärmt sich schneller und wirkt dabei schnell „schwitzig“. Bezüglich möglicher allergischer Reaktionen kann sowohl bei Nylon als auch bei Polyester Entwarnung ausgegeben werden. Beide Fasern stoßen Allergene typischerweise ab und sind somit hypoallergen. Natürlich können in seltenen Fällen trotzdem allergische Reaktionen auftreten. Menschen reagieren bei Bekleidungsgegenständen, Teppichen, Vorhängen oder Haushaltswaren allerdings eher auf verwendete Kunstharze allergisch, die die Materialien wasserdicht machen sollen. Diese Eigenschaft besitzen Nylon und Polyester von vornherein und sind deshalb in Sachen allergische Reaktionen als unbedenklich einzustufen.
Pflege
Polyester und Nylon sind mehltauresistent, pflegeleicht und können deshalb in der Maschine gewaschen und getrocknet werden. Dabei wird allerdings der Einsatz von geringer Hitze empfohlen. Bei Polyester sollte beim Waschen ein Weichspüler zum Einsatz kommen, während weißes Nylon separat und unter mit einem Bleichmittel gewaschen werden sollte, da es ansonsten zu Vergilbungen kommen kann. Sowohl Polyester als auch Nylon sollten zügig aus dem Trockner genommen werden und auch beim Bügeln ist Vorsicht angesagt. Denn bei zu hohen Temperaturen können beide Fasern tatsächlich schmelzen.
Umweltverträglichkeit
Natürlich können vollsynthetische Garne wie Nylon oder Polyester in Sachen Umweltfreundlichkeit nicht mit Naturfasern mithalten. Aber im Vergleich zu anderen voll- oder halbsynthetischen Kunstfasern sind sie eher ökologische Musterschüler. Beide Stoffe können mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt produziert werden. Nylon und auch Polyester werden dabei aus den bei der Erdölförderung unvermeidlichen Abfallprodukten hergestellt. Beide Stoffe sind zwar biologisch nicht abbaubar, können aber recyclet werden. Tatsächlich ist es möglich, vollständig recycelte Polyester- und Nylongewebe zu kaufen.
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freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin