Denn auch der volle Kleiderschrank kann unsere Sinne benebeln und uns ein Gefühl von Unfreiheit vermitteln. Wir von CarlMarie geben hier rechtzeitig zum Frühlingsanfang ein paar wichtige Tipps, wie man sich am besten von überflüssigen Kleidungsstücken trennt und wie dadurch wieder eine frische Brise durch den Alltag weht.
Die Konmari-Methode
Die Japanerin Marie Kondo ist momentan so sehr in aller Munde, dass ihr Nachname im Englischen mittlerweile als Verb für die Tätigkeit gebraucht wird, bei der es um das richtige Aufräumen eines Kleiderschrankes geht. Auf Netflix stellt sie mittlerweile in einer eigenen Doku-Serie ihre „Konmari-Methode“ (Kondo Marie) vor und ihr Buch „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“ ist weltweit auf allen wichtigen Bestseller-Listen vertreten. Die 34-Jährige hat in den Wohlstandgesellschaften offensichtlich einen Nerv getroffen.
Die Kleiderschränke, vor allem von Frauen, quellen über. Die Menschen der Konsumgesellschaft umgeben sich mit immer mehr Dingen, die vom Besitzenden Besitz ergreifen. Nun geht es darum, sich von ihnen wieder zu befreien. Doch wie gelingt das, ohne dass wir bald aufs Neue ins selbe Chaos zurückkehren? Und was bedeuten die Modebegriffe „Wardrobe-Detox“ und „Wardrobe-Capsuling“? Wer das wissen will, sollte unbedingt weiterlesen und erfahren, wie genau der Frühjahrsputz im Kleiderschrank funktionieren kann und welche Fehler dabei unbedingt vermieden werden sollten.
1. Alles beginnt mit der richtigen Vorbereitung
Wer das „Nirvana“ des Ordnungschaffens erreichen will, sollte zuallererst verinnerlichen, dass Aufräumen tatsächlich der Weg zum Glück sein kann. Und die ersten Schritte dahin macht FRAU, wenn sie die richtigen Vorbereitungen für den „Frühjahrsputz“ trifft. Wähle für die Aktion am besten einen freien Tag und nimm dir wenigstens zwei Stunden Zeit! Hol dir eine gute Freundin dazu und lasst am besten gute Musik dabei laufen. Marie Kondo empfiehlt sogar, ein paar Kerzen zu entzünden und sich vor der „Action“ ein paar Minuten der Besinnlichkeit zu gönnen. Dann sind die Kleiderschränke dran. Am besten nimmt man tatsächlich alle Klamotten aus allen Schränken und wirft sie auf einen großen Haufen. Und dann bereitet man fünf Kisten oder Kartons vor, die man in die folgenden Kategorien unterteilt.
- Bleibt
- Bleibt vielleicht
- Kann geändert oder repariert werden
- Wird verkauft
- Wird verschenkt oder gespendet
2. Die Auswahl beginnt – doch Vorsicht, Nostalgie ist hier nicht dein Freund!
Nun wird jedes Kleidungsstück, aber auch jeder Hut, jede Tasche oder jedes Accessoire genommen und in eine der Kategorien eingeteilt. Marie Kondo, die ihr Konzept übrigens auf alle Räume der Wohnung ausgeweitet hat, empfiehlt Raum für Raum getrennt zu „entgiften“. Ein Tag für die Bücher, ein anderer Tag für die Fotos – und zuallererst die Kleidung, weil die nach Ansicht der Japanerin am wenigsten emotional belastet ist. Doch was heißt das schon, wenn FRAU auf einmal ein Kleidungsstück in der Hand hat, indem sie im Sommer vor zehn Jahren eine wunderschöne Romanze erlebt (aber es seitdem nicht mehr getragen) hat? Dann ist es an der Zeit, sich dem Problem der Nostalgie zu stellen. Wer sich von diesem Gefühl nicht für diese zwei Stunden verabschieden kann, verschwindet bei jedem zweiten Kleidungsstück in einem eigenen Zeittunnel.
Viele Frauen nehmen sich vor ihrem „Magic Cleaning“ wirklich vor, nur mit den Kleidungsstücken zu leben, dir ihnen wirklich Freude bereiten. Und dann auf einmal kommen aller fünf Minuten diese Fragen: „Was bleibt mir denn überhaupt noch übrig, wenn ich das hier auch noch weggebe? Brauche ich nicht noch etwas für die Arbeit? Muss ich denn wirklich geliebte Dinge opfern, um einen gelungenen Frühjahrsputz hinzulegen?
Um nicht in diesem „Kaninchenloch“ zu verschwinden, sollte sich FRAU während ihres „Wardrobe-Detox“ (eng.: „Garderoben-Entgiftung“) ein paar entscheidende Fragen ehrlich beantworten:
- Habe ich das in den letzten zwölf Monaten überhaupt einmal getragen?
- Gefällt es mir jetzt überhaupt noch und würde ich es deshalb nochmal kaufen?
- Ist das überhaupt noch in einem akzeptablen Zustand?
- Würde ich es vermissen, wenn es jetzt in einer der „Weg-Kisten“ verschwindet?
Werden alle Fragen mit „Nein“ beantwortet, kann FRAU sich ohne Probleme davon verabschieden. Einen Platz im neuen „entgifteten“ Kleiderschrank hat das Stück nur, wenn es wenigstens in zwei, besser noch in drei Kategorien ein „Ja“ erhält. Wer Erleichterung verspüren möchte, muss loslassen können. Und ein gutes Karma versprechen natürlich auch alle Kleidungsstücke, die gespendet oder verschenkt werden.
3. Wardrobe Capsuling – so kommt Ordnung in die Lieblingsklamotten
In das Chaos des überquellenden Kleiderschrankes ist jetzt schon mal eine erste Ordnung gekommen. Der erste Stapel, den Ihr euch nun vornehmen solltet, ist der Eurer Lieblingsklamotten. Und dafür sollte, folgt man den Regeln von Marie Kondo, ein extra Schrank, oder wie es bei ihr heißt eine gesonderte Kapsel („Wardrobe Capsuling“) geschaffen werden. Dieser Schrank sollte nicht mehr als 20 bis 30 Kleidungsstücke enthalten, die je nach Farben und Stil am besten gleich zu einer kompletten Ober- und Unterbekleidung kombiniert und so in die „Kapsel“ gesteckt werden sollten. Für jedes Kleidungsstück, das hier in der Zukunft Einlass findet, sollte am besten ein anderes weichen. Denn die Kapsel ist die Kapsel und darf nicht wieder zu einem „Lumpensammler“ werden.
4. Detox heißt auch Waschen und Reinigen
Das ganze Aufräumen und Aussortieren nützt allerdings nichts, wenn die Lieblingsstücke in Zukunft nicht auch eine bessere Behandlung erfahren. Das heißt: Zunächst sollten alle Kleiderschränke ordentlich gereinigt werden. Und danach auch die Kleidungsstücke. Respekt vor den Lieblingsklamotten zu haben, heißt auch sie besser zu behandeln als vorher. Deswegen sollte ab jetzt darauf geachtet werden, dass auch beim Waschen auf eine ordentliche „Entgiftung“ Wert gelegt wird. Nachhaltige Detox-Waschmittel kosten vielleicht den ein oder anderen Cent mehr. Aber Eure Kleidung und auch Euer Körper werden es zu schätzen wissen.
5. Zusammenlegen, statt auf den Kleiderbügel zu hängen
Marie Kondo empfiehlt zudem, das Wesen und „die Gefühle“ der verbliebenen Kleidung zu respektieren. In einer Ecke des Schrankes zusammengeknüllt werden sie sich wahrscheinlich nicht glücklich fühlen. Der Japanerin zufolge auch nicht, wenn sie auf einem Kleiderbügel hängen. Vor allem T-Shirts, Unterbekleidung und Pullover sollte man mit dem Rücken nach unten legen. Nun wird jeder vorhandene Ärmel zur Mitte hin geklappt und anschließend mindestens einmal gefaltet. Doch so ist noch nicht garantiert, dass beim künftigen Herausziehen auch alles in seiner neuen Ordnung bleibt. Deshalb sollten die Kleidungsstücke idealerweise in Drittel gefaltet sein, so dass sie sich aufrecht in die Schubladen stellen lassen. Um diese kleinen gefalteten Pakete in Ordnung zu halten, empfiehlt Maria Kondo übrigens die Verwendung von Schuhkartons als Schubladenteiler. Eine kleinere Box ist ideal für Tücher, eine tiefere kann gut für Pullover sein.
6. Es wird Zeit mal wieder einen Schneider zu besuchen
Statistiken belegen, dass die meisten Frauen zahlreiche Kleidungsstücke besitzen, die ihnen zwar längst nicht mehr passen, bei denen aber die Hoffnung nicht aufgegeben wird, dass sie irgendwann mal wieder passen werden. Auch für diese „Hybride“ gibt es nach dem Frühjahrsputz eine Lösung. Wer Nachhaltigkeit will, muss sich von seiner Eitelkeit verabschieden. Und so ist es an der Zeit, mit all diesen nicht mehr passenden Lieblings-Klamotten einen Schneider aufzusuchen. Der wird ihnen schnell sagen, ob sie entsprechend passend gemacht werden können und so wieder ihren Platz im Schrank einnehmen können, oder es besser ist zu sagen „Good Bye!“.
7. Schnappen Sie sich Ihren Werkzeugkasten
Kleidung ist nicht nur oft zu groß, sondern genauso oft nicht mehr wirklich in gutem Zustand. Wer Kleidung wie seine zweite Haut behandelt, wird noch viele Jahre Freude daran haben. Und das bedeutet vor allem regelmäßige Reparaturen vorzunehmen. Sich auflösende Nähte und ein paar lose Knöpfe sind schnell repariert und ersparen überflüssige Neuanschaffungen beim nächsten Shopping-Rausch.
8. Alles kann verkauft, verschenkt und recycelt werden
Nichts, was auf dem „Weg-Stapel“ landet, sollte im Mülleimer landen. Textilien sind fast zu 100 Prozent recycelbar und selbst eure grottigen, alten Strumpfhosen werden noch irgendwo einen Abnehmer finden. Kleidung in guter Qualität kann unter Freunden ausgetauscht, weiterverkauft oder an die örtlichen Wohltätigkeitseinrichtungen gespendet werden. Im Übrigen kann eines der zahlreicher werdenden Rücknahmesysteme für Modemarken benutzt werden und auf den Seiten der entsprechenden Gemeindeverwaltungen wird jeder irgendeinen Textil-Recycler finden.
9. Restyle – einen neuen Stil entdecken
Mit dem neuen Kleiderschrank ist nun auch die Zeit für ein neues Styling gekommen. Trotz der starken Reduzierung des Bestandes und einer neuen Ordnung werden die meisten Frauen dennoch nur die Hälfte der Klamotten regelmäßig nutzen. Und das in den häufigsten Fällen, weil sich das eine eben angeblich nicht mit dem anderen kombinieren lässt. Doch nun nach dem Frühjahrsputz ist es Zeit, aus der Komfortzone zu treten und den inneren Stylisten von der Leine zu lassen. Blogs und Magazine können dazu inspirieren, sich nicht auf den ursprünglichen Gebrauch eines Kleidungsstücks zu beschränken. Wer sagt, dass ein Stretchkleid nicht auch ein Rock sein kann?
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin