Getragen wurden die Trends also vor allem durch Musiker und Schauspieler. Nachdem wir uns im letzten Magazinbeitrag genauer mit den modischen Revivals der 80er beschäftigt haben, wollen wir von CARLMARIE uns nun die einflussreichsten Mode-Ikonen und ihre legendären Style-Momente einmal genauer anschauen.
Madonna
Madonna war zwar Sängerin und Pop-Star, aber vor allem auch eine Style-Ikone der 80er Jahre. Inspiriert war ihr Look vor allem von der gerade aufkommenden Streetwear in New York, die Jugendliche in den ärmeren Vierteln wahllos miteinander kombinierten und so die Modewelt auf den Kopf stellten. Madonna trat in allem auf, was der Ramschkasten hergab. Über Netzstrumpfhosen wurden Miniröcke mit Nietengürtel getragen. Madonna-Bühnen-Outfits gab es in Tüll, Spitze und auch Leder. Die toupierten Haare wurden von neonfarbenen Tüchern und Haarbändern zusammengehalten. Und Unterwäsche, vor allem BHs, wurden auf einmal obendrüber getragen. Dazu gab es tonnenweise Ketten, Armreifen und schrille Sonnenbrillen. Eine weitere Erfindung Madonnas war der Seidenhandschuh mit abgeschnittenen Fingern, den bei den Männern auch Billy Idol zum Must-Have-Stil-Element der 80er machte.
Miami Vice
In Schuhen ohne Socken, T-Shirts in tausend verschiedenen Pastelltönen und Sakkos mit hochgekrempelten Ärmeln: Das war „Miami Vice“ und das waren vor allem Don Johnson und Phillip Michael Thomas. Die beiden spielten in der Fernsehserie das Cop-Duo Sonny Crockett und Ricardo Tubbs, welches zwischen Palmen, halbnackten Beach-Babes und Speedboat-Rennen im Drogenmilieu von Miami ermittelte. Die Serie lief zwischen 1984 und 1989 und war auch deswegen ein Straßenfeger, weil Don Johnson und Phillip Michael Thomas sowie die darin auftretenden Frauen in jeder Folge die neueste 80s Mode für die Business-Klasse vorführten. Perfekt sitzende Power-Anzüge, vorzugsweise in Grau und Beige, die ganz ohne steife Kragen auszukommen schienen, dazu glitzernde Blazer, geradlinige Hosen und taillierte Röcke.
Joan Collins
Die 80er Jahre ohne „Denver Clan“? Undenkbar. „Denver Clan“ ohne Joan Collins? Undenkbar. Denn wenn man heute wieder von Power-Anzügen, Puff-Ärmeln und voluminös gestylten Frisuren spricht, dann hat man doch eigentlich immer noch das von ihr gespielte Super-Biest Alexis Colby im Sinn. Im Prinzip war es Joan Collins, die Frauen zeigte, wie sie im Business mit Männern auf Augenhöhe konkurrieren konnten und welche Uniform dafür am gebräuchlichsten war und ist: der Power-Suit, konservative Spitzenbluse, Schulterpolster, Lippenstift und Handtasche.
Katharine Hamnett
In den 1980er Jahren drehte sich alles um Style-Statements. Und keine hatte diese Aufforderung so wörtlich genommen wie Katharine Hamnett. Wer ihren Namen noch nie gehört hat: Sie war die Designerin, welche als erste die übergroßen weißen Shirts und Overalls mit den gigantischen Slogans kreiert hatte. Vor allem Wham und George Michael machten diese Kreationen bei ihren ersten Auftritten populär und ließen die Slogan-Shirts danach in der gesamten Welt aufpoppen. Den Höhepunkt erlebte Katherine Hamnett übrigens, als sie die damalige englische Premierministerin Margeret Thatcher traf und dabei eines ihrer überlangen Shirts mit der Anti-Aufrüstungs-Message „58% don‘t want Pershing“ trug.
Prinzessin Diana
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All das, was Prinzessin Diana in den 80ern trug, ist auch heute wieder im Kommen. Schlabber-T-Shirts, über nur eine Schulter geworfen, Radlerhosen oder Frisuren mit Seiten-Scheitel. Ihr Hochzeitskleid war absolut 80‘s und selbst ihr karierter Country-Look im Harrington-Stil feiert heute wieder ein Comeback.
Richard Gere
1980 zog Richard Gere im Film „American Gigolo – ein Mann für gewisse Stunden“ eine Line Koks, um sich einfach nur für sein Ankleiden in Stimmung zu bringen. Zwar gab die Rolle des von ihm verkörperten Edel-Callboys Julian wenig Tiefgang her, dafür stand er für alles, was die materialistischen 1980er Jahre von den 70ern unterschied. Er war mühelos sexy, nicht übermäßig männlich, aber selbstbewusst genug, um sich ernsthaft Sorgen darüber zu machen, wie er aussieht. Die Ausstattung hatte komplett der italienische Mode-Designer Giogio Armani übernommen und dabei alles präsentiert, was das kommende Jahrzehnt – vor allem bei den Business-Typen und solchen die es nur zu gerne sein wollten – ausmachen sollte. Leichte und großzügige Silhouetten mit kräftigen Farben und gewagten Stoffen. Armani hatte die innere Polsterung seiner Anzugjacken und Mäntel entfernt und war von traditionellen Stoffen zu Leinen gewechselt. Statt Schwarz und Blau regierten nun leichtes Beige oder helles Braun. Der Mann aus den 1980er Jahren war einfach mutiger, geschmeidiger und sexier als seine Vorgänger – und Richard Gere war in den Achtzigern sein Vorbild.
Grace Jones
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Der Power-Frauen-Stil wurde von Grace Jones fast schon bis ins Groteske gesteigert. Die gebürtige Jamaikanerin war offen mutig und auch ein wenig furchteinflößend. Ihre kantig rasierten Haare, grelle Schminke, krasse Neonfarben, bizarre Textile aus Plastik, Leder oder glitzerndem Spandex machten sie zu einer der wohl einflussreichsten Style-Ikonen der 80er. Nicht zu vergessen natürlich ihre Silhouette, die nicht nur durch maßgeschneiderte Anzugjacken mit Schulterpolstern, Korsetts und taillierten Hot-Pants sondern auch durch den athletischen fast schon männlich wirkenden Körper geprägt war. Daneben wirkte ihr damaliger Boyfriend Dolph Lundgren fast schon wie ein harmloses Schoßhündchen. Wenn für jemanden das Wort Avantgarde geprägt worden ist, dann für Grace Jones. Sie war ihrer Zeit oftmals weit voraus und hat den schon schrillen 80ern eine besonders bunte Note hinzugefügt.
Jane Fonda
Jane Fonda war eigentlich mehr in den 1960ern und 1970ern ein Filmstar. Aber in den 1980ern war sie die erste, die mit einem immer noch beeindruckenden Body die ersten Aerobic-Workout-Videos drehte und damit eine weltweite Welle in Gang setzte. Wegen Jane ging Sportkleidung vom Fitnessstudio auf den Laufsteg und wurde bald Teil der alltäglichen 80er-Jahre-Mode. Glitzernde Spandex-Leggins, über die Schultern fallende übergroße Aerobic-Shirts und wollene Beinschoner gehören längst zum Kanon der Eighties-Mode. Ins selbe Horn blies übrigens Schauspielerin Jennifer Beals im Film „Flashdance“ (1983). Von der berühmten Musik von Giorgio Moroder („What a Feeling“) tanzte sich Beals in diesen Klamotten durch den ganzen Film und beeinflusste die Jugend der 80er so stark wie später erst wieder „Dirty Dancing“.
Molly Ringwald
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Die Schauspielerin war durch den 1980er Jugend-Film „Breakfast Club“ berühmt geworden und danach Teil einer „Brat Pack“ genannten Gruppe um Jungschauspieler wie Emilio Estevez, Rob Lowe, Tom Cruise, Timothy Hutton, Matt Dillon, Nicolas Cage, Sean Penn sowie Matthew Broderick. Und Molly war der Traum aller Indie-Teenager ihrer Zeit: Mit übergroßen Blazern voller Plaketten über heraushängenden weißen Seiden-Hemden und Hüten mit Blumenkranz hatte sie die perfekte Mischung aus Akkuratesse und müheloser Coolness. Der Stil wurde vor allem auch von der ganz jungen Sarah Jessica Parker weitergetragen, die ähnlich wie Boyfriend Robert Downey Jr. später zum „Brat Pack“ stieß.
Duran Duran
Anfang der 1980er Jahre wurde die Mode in den Londoner Clubs immer stylisher und provozierte einen regelrechten „Style-War“ um die coolsten Mode- und Lebensstile. Bekannte Analytiker dieser Jahre wie der Pop-Philosoph Diederich Diederichsen sahen darin die Vorläufer der heute allseits üblichen Differenzierungs- und Distinktionsorgien zwischen und innerhalb von Jugendkulturen. Ganz vorn dabei waren die Bands Spandau Ballet und vor allem Duran Duran. Während sie anfänglich noch auf bizarre Outfits setzten, orientierte sich die Popband ab 1983 eigentlich vorrangig an Sänger Bryan Ferry, der gemeinhin als der „am besten gekleidete Mann“ in Großbritannien galt. In edle Anzüge gekleidet und mit der typischen, überdimensionalen Haartolle, die vom Seitenscheitel ausgehend ins Gesicht fiel, wurden Spandau Ballet und Duran Duran zu dem, was man in Deutschland später als Popper bezeichnete. Während David Bowie in den 1970ern noch zu jedem Album ein neues Outfit getragen hatte, war es der Anspruch von Duran Duran zu jeder neuen Single ein anderes Outfit zu tragen. Und zu jeder neuen Single wurde ein entsprechendes Video produziert, welches dann die nächste Welle an Popper-Mode in Gangs setzte.
George Michael
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George Michael war nicht nur ein begabter Songwriter, sondern vor allem auch Style-Ikone. Föhnwelle, Seidenbloussons, Kreuz-Ohrring oder die Bubbelgum-Mode der ersten Wham-Videos (Stichwort: Tops für Männer mit Aufschrift) hatten keinen unerheblichen Einfluss darauf, was unter der Jugend der 80er als hip galt. Später änderte sich sein Stil komplett. Er trug nun High Waisted Jeans, weiße T-Shirts und Lederjacken sowie Spiegelbrille und Dreitagebart. Das war schon mehr der Stil des Marlboro-Mans aber immer noch komplett und original Achtzigerjahre.
Bananarama
Wer nach dem kompletten Sortiment an Achtzigerjahre-Mode fragt, der kommt an Bananarama nicht vorbei. Die britische Girl-Group hatte sich mit Songs wie „Robert de Niro is waiting“, „Cruel Summer“ oder „Venus“ an die Spitze der Charts gespielt. Noch öfter wurden wohl aber ihre Poster gekauft, denn alle Girls wollten in den 80ern so aussehen wie Sara, Keren und Siobhan. Ein Blick auf eines der Bilder genügt und man hat eigentlich das ganze Sortiment zusammen: Röcke über Pedal Pusher oder Capri-Leggins? Check. Crop-Top? Check. T-Shirts mit übergroßen Logos oder Slogans? Check. Ein seltsames unordentliches Stück Stoff, welches mit toupierten Haaren zusammengebunden ist? Check. Turnschuhe mit übergroßen Sohlen oder Loafers? Check. Neongrün und pinkfarbene Sonnebrillen, Haar- und Armreifen? Got it. Mit der Klamotte könnte sich heute noch jedes Girl hinter einen Fahrradschuppen verziehen und heimlich eine Benson&Hedges rauchen … und es würde sich vielleicht fast so wie in den 1980er Jahren anfühlen.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin