Wir von CARLMARIE wollen deshalb einige wichtige Fragen zu diesem Thema beantworten und u.a. darüber informieren, welche Behandlungsmethoden nachweislich am erfolgversprechendsten sind, was Mediziner und Statistiker dazu zu sagen haben und warum die gesamte Thematik vor allem auch was mit Body Positivity zu tun hat.
Ein Dehnungsstreifen ist eine Narbe
… und Narben entstehen, wenn die Haut verletzt wird und sich danach selbst repariert. Im Falle von Dehnungsstreifen entsteht die Verletzung durch zu schnelles Dehnen oder Schrumpfen der Haut. Das kann zum Beispiel passieren, wenn man Muskeln aufbaut, Gewicht schnell zunimmt oder plötzlich verliert. Die plötzliche Veränderung führt dazu, dass Kollagen und Elastin, die das Bindegewebe unter der Haut unterstützen, zerstört werden. Während die Haut diese Verletzungen heilt, entstehen Narben, die wir Dehnungsstreifen nennen. Nicht jeder entwickelt diese schmalen „Bänder“ auf seiner Haut. Schwankende Hormonspiegel scheinen eine Rolle zu spielen. Und Frauen haben sie deutlich häufiger als Männer. Das liegt daran, dass das Bindegewebe der Frauen dehnbarer ist, als das der Männer. Und das hat wiederum etwas mit Schwangerschaften zu tun. Doch dazu mehr weiter unten.
Das Aussehen der Dehnungsstreifen kann variieren
Dehnungsstreifen können von Person zu Person sehr unterschiedlich aussehen. Einige Menschen entwickeln ein paar lange, dünne und helle Linien, während andere Dehnungsstreifen großflächig erscheinen. Bei hellhäutigen Personen sind die Linien zunächst in der Regel rötlich oder violett und verblassen mit der Zeit, bis sie weiß sind. Bei Menschen mit dunklerer Haut sehen Dehnungsstreifen auch im Anfangsstadium in der Regel heller aus als die übliche Hautfarbe. Hellrote, rote oder violette Dehnungsstreifen sind neu und versuchen immer noch, sich selbst zu heilen. Dies ist die Art von Dehnungsstreifen, die nach Ansicht der Ärzte leichter mit Ölen, Cremes oder sogar Lasern zu behandeln ist. Die weißen Dehnungsstreifen haben sich bereits zu voll ausgebildeten Narben entwickelt, was die Behandlung erheblich erschwert. Frühe Dehnungsstreifen können sich leicht erhöht anfühlen und jucken. Mit der Zeit verblasst die Farbe und die schmalen Bänder sinken unter das normale Hautlevel. Wer mit dem Finger über einen bereits vernarbten Dehnungsstreifen streicht, spürt häufig eine leichte Vertiefung. Ein gesundheitliches Problem stellen Dehnungsstreifen in keinem Stadium dar. Sie sind natürlich und harmlos. Aber für Frauen, die möchten, dass sie, wenn schon nicht verschwinden, wenigstens verblassen, könnte es von Interesse sein zu wissen, dass das Fenster für eine wirksame medizinische Behandlung nicht so groß ist.
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Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für Dehnungsstreifen
Dehnungsstreifen werden medizinisch als Striae gravidarum, also eigentlich als Schwangerschaftsstreifen bezeichnet. Der Grund dafür ist, dass das weibliche Bindegewebe unter der Haut vor allem deswegen elastischer und anfälliger für Dehnungen ist, da der Frauenkörper nur so die Wölbungen und Dehnungen einer Schwangerschaft aushalten kann. Während der Fötus im Bauch wächst, vergrößern sich nicht nur die Brüste (um sich auf die Milchproduktion vorzubereiten) sondern auch die Oberschenkel, die Hüften, der untere Rücken und das Gesäß. Neben den Dehnungen der Haut in diesen Regionen ist offensichtlich auch der veränderte Hormonhaushalt der Frauen in dieser Zeit für die später auftretenden Dehnungsstreifen verantwortlich. Wie Forscher glauben, verringern Schwangerschaftshormone den Elastingehalt der Haut und zerstören Kollagen, was die Haut deutlich anfälliger für Risse und daraus entstehende Narben macht.
Auch Teenager und Bodybuilder kennen Dehnungsstreifen
Bekanntlich scheinen Kinder in ihrer Jugendzeit erstaunlich schnell zu wachsen und passen schon morgen nicht mehr in die Kleidung, die man ihnen heute gekauft hat. Der schnelle und dramatische Wachstumsschub in der Pubertät kann aber auch für die körpereigene Kleidung, nämlich die Haut, Folgen haben. Die Haut muss sich dehnen oder schrumpfen, um sich den schnellen Veränderungen der Körperform anzupassen. Auch Bodybuildern ist das Thema „Dehnungsstreifen“ nicht unbekannt. Bei ihnen können verschiedene Körperpartien durch Training oder eben Nicht-Training schnell wachsen und auch wieder schrumpfen. Dehnungsstreifen auf der Haut sind auch hier die Folge. Eine nicht unerhebliche Rolle bei der Entstehung von Dehnungs- oder Schwangerschaftsstreifen spielen allerdings auch Hauttyp und Genetik. Die Anfälligkeit für Dehnungsstreifen besitzen nicht alle Menschen im gleichen Maße und sie lassen sich auch vererben.
Auch einige Cremes können Grund für Dehnungsstreifen sein
Cremes oder Salben mit einem hohen Kortikosteroid-Gehalt lassen sich rezeptfrei kaufen. Kortikosteroide sind in Cortisol aber auch diversen Sexualhormonen enthalten. Wenn diese Produkte zu lange oder zu intensiv auf der Haut aufgetragen werden, können sie dort die Verbindungsfasern zersetzen. Auch dadurch bilden sich dann Dehnungsstreifen. Wer eine Kortikosteroidsalbe oder -creme verwendet, sollte hinsichtlich der gesundheitlich unbedenklichen Dosis mit seinem Arzt oder Apotheker sprechen. Die Einnahme von oralen Kortikosteroiden wie zum Beispiel Prednison kann eine ähnliche Wirkung haben. Prednison wird in der Leber zu Prednisolon umgewandelt und hilft vor allem gegen rheumatische Erkrankungen oder chronisch entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn. Auch eine krankhafte Cortisol-Überproduktion (z.B. Cushing Syndrom) oder krankhafte Bindegewebsstörung (z.B. Marfan-Syndrom) kann bei Frauen UND Männern zu Dehnungsstreifen führen.
Dehnungsstreifen können nicht verhindert werden
Trotz anders lautender Versprechungen können Dehnungsstreifen – vorausgesetzt die Haut wird gedehnt – nicht verhindert werden. Denn dehnt sich die Haut aus oben beschriebenen Gründen erstmal, entstehen zwangsläufig auch Risse und Verletzungen, welche dann auch vernarben. Die einzige Chance, Dehnungsstreifen zu verhindern, ist somit entweder nicht schwanger zu werden oder größere Schwankungen in Gewicht oder Muskelvolumen zu verhindern. Die Haut kann lediglich VOR einer Dehnung so gepflegt werden, dass sie auf größere Beanspruchungen in der Zukunft ein bisschen besser vorbereitet ist. Perfekt dafür sind zum Beispiel Wechselduschen (morgens abwechselnd fünfmal warm und fünfmal auf kalt drehen), welche die Gefäße trainieren und die Durchblutung fördern. Während des Duschens sind auch Massagen, zum Beispiel mit einem Peeling-Handschuh, gut für die Straffung des Bindegewebes. Was die Haut ebenfalls auf Dehnungen besser vorbereitet, ist Sport. Perfekt für die Prophylaxe gegen Dehnungsstreifen sind vor allem Schwimmen, Radfahren, Yoga und Walking. Abschließend sind Zupfmassagen zu empfehlen. Dabei wird die vorher gut geölte Haut vor dem Schlafengehen vorsichtig hochgezogen und zwischen den Fingern gerollt.
Abnehmen hilft gegen Dehnungsstreifen nicht
Nur weil eine schnelle Gewichtszunahme Dehnungsstreifen verursacht, bedeutet dies nicht, dass das Abwerfen der Pfunde sie verschwinden lässt. Wenn das Fett schmilzt, verschwindet nicht gleichzeitig die vorher überdehnte Haut auf magische Weise.
Dehnungsstreifen beeinflussen das Ego. Think positive!!!
Während sie ein bisschen jucken und sich im schlechtesten Fall entzünden können, stellen Dehnungsstreifen keine Bedrohung für das physische Wohlbefinden dar. Natürlich können sie immer auch ein Anzeichen für ein ernsteres Problem sein, aber der einzige wirkliche Schaden, den sie anrichten können, ist am Ego. Das Beste, woran man sich erinnern sollte, ist, dass jeder sie bekommen kann, und sie deshalb auch völlig normal sind! Auch in Bezug auf Dehnungsstreifen ist bei beiden Geschlechtern Body Positivity angesagt. Lass Dein Ego los und liebe deine Haut, so wie sie ist. Nur wer seine Haut stolz „zu Markte trägt“, gibt auch anderen die Möglichkeit, sie zu akzeptieren.
So kannst du Dehnungsstreifen weniger auffällig machen
Obwohl sich Dehnungsstreifen nach ihrer Entstehung nicht vollständig entfernen lassen, kannst du einige Schritte unternehmen, um sie weniger auffällig zu machen. Dazu gibt es eine Menge Mythen und auch ein paar durch Fakten belastbare wissenschaftliche Untersuchungen. Zunächst lassen sich die Behandlungen in drei Kategorien aufteilen: Frauen oder auch Männer, die mit Dehnungsstreifen eine Behandlung anstreben, bekommen diese entweder mittels Kollagenbildung, Repigmentierung oder Bleichen bzw. Ausblassen. Für alle drei Methoden haben Wissenschaftler der Universität in Manchester 2017 eine aufwändige Studie erstellt und dafür 74 internationale Berichte der renommiertesten Dermatologen ausgewertet.
Kollagenbildung:
Die mit Abstand meisten Behandlungsmethoden zielen darauf ab, die Kollagenproduktion unter der Haut zu erhöhen. Nach der vorliegenden Studie haben sich diesbezüglich (und vor allem gegen frische und noch nicht vernarbte Dehnungsstreifen) drei Mittel bewährt. Die gewünschten Ergebnisse wurden erzielt, wenn tropisches Tretinoin, asiatische Kräuterextrake (Centella asiatica) aber in allererster Linie Hyaluronsäurepräparate eingesetzt wurden. Im Falle von Tetinoin handelt es sich um ein Retinoid, welches Dehnungsstreifen nachweislich weniger auffallend machen kann. Laut einer im Bericht der Wissenschaftler aus Manchester erwähnten Studie trugen Probanden mit verhältnismäßig frischen Dehnungsstreifen 24 Wochen lang jeden Abend eine verschreibungspflichtige Tretinoin-Creme auf und verzeichneten eine deutliche Verblassung. Im Gegensatz dazu wuchsen die Dehnungsstreifen bei denjenigen, die die Creme nicht nutzten. Gleiches zeigte sich bei Cremes mit Retinol, einer anderen Art von Retinoid. Ein ähnlich guter Effekt wurde bei Cremes mit einem hohen Gehalt an Hyaluronsäure nachgewiesen. Von Laien immer wieder ins Spiel gebrachte Hausmittel hätten laut der Studie keine positiven Auswirkungen auf Dehnungsstreifen: weder das Einmassieren von Mandelöl, Kakaobutter oder Olivenöl noch die Einnahme von Vitamin E hätten irgendeinen positiven Effekt gehabt.
Repigmentierung:
Für die sogenannte Repigmentierung der bereits vernarbten und somit ausgebleichten Dehnungsstreifen zeigt die Studie der englischen Wissenschaftler verschiedene Behandlungsmethoden auf. Dabei geht es u.a. um die Entfernung von Narbengewebe. So kann durch Bestrahlung mit UV-Licht zum Beispiel die Melaninsynthese reaktiviert werden, wodurch das Narbengewebe wieder eine etwas rosiger wirkende Färbung erhält. Durch chemische Peelings, Mikrodermabrasion und Lasertherapie können außerdem feine Hautschichten entfernt werden, wodurch die Haut dazu animiert wird, für diesen überschaubaren Bereich neues Gewebe zu bilden. Auch Hochfrequenz- und Ultraschallbestrahlungen können dazu beitragen, unschönes Narbengewebe zu entfernen. All diese Verfahren sind allerdings nicht ausreichend überprüft und deshalb in ihrer Wirkung und Nebenwirkung unsicher.
In jedem Fall sollte es ausreichend Vorgespräche mit Haut-Spezialisten geben, bevor die eigene Haut einer solch beanspruchenden Prozedur unterzogen wird.
Welche Laser-Behandlungen funktionieren und was kosten sie?
Kollagenaktivierung gelingt darüber hinaus mit fraktionierten Lasern. So zeigte zum Beispiel Influencer-Star Kim Kardashian, wie sie sich nach der Geburt ihres Kindes die Dehnungsstreifen hatte lasern lassen. Allerdings wartete sie ein halbes Jahr nach der Entbindung, bevor sie ihre trotzdem noch frischen Risse im Gewebe erfolgreich weglasern ließ. Bei einer fraktionalen Lasertherapie dringt der hochenergetische Lichtstrahl durch die obersten Hautschichten bis tief ins Bindegewebe vor. Der Strahl wird dabei auf zahlreiche einzelne Gewebeareale gerichtet und wird deshalb auch „fraktioniert genannt“. Durch fraktioniertes Lasern wird die Haut nicht nur angeregt neue Kollagen zu bilden, sondern bereits entstandene Narben werden auch wirksam ausgebleicht und dadurch weniger deutlich sichtbar. Die gesamte Oberflächenhaut wirkt nach einer solchen Behandlung nachweislich straffer und glatter.
Es sollte dabei allerdings nicht vergessen werden, dass eine einzelne Laserbehandlung oft nicht ausreicht. Abhängig von der Beschaffenheit der Haut und dem Zustand und der Ausweitung der Dehnungsstreifen sind drei bis fünf Sessions in Abständen von jeweils zwei bis vier Wochen keine Seltenheit. Ein wirklich gutes Ergebnis liegt etwa ein halbes Jahr nach Beginn der Laser-Behandlung vor.
Eine Session mit dem Laser kostet dabei ungefähr 75 bis 100 Euro. Die Gesamtbehandlung wird also ca. 400 bis 500 Euro kosten.
Microneedling hilft effektiv gegen Dehnungsstreifen
Das sogenannte Microneedling ist den meisten als Gesichtsbehandlung bekannt. Dabei wird ein mit winzigen Nadeln versehner Roller über Hautstellen gezogen, die gestrafft werden sollen. Die kleine Walze verursacht dabei mikroskopisch kleine Verletzungen in der Haut und animiert sie dazu, diese zu reparieren. Für die Reparatur werden Kollagene gebraucht. Dasselbe funktioniert im Prinzip auch mit Dehnungsstreifen. Der stachlige Dermaroller sollte drei- bis viermal in jede Richtung über den Dehnungsstreifen gezogen werden. Die Haut sollte dafür sowohl trocken als auch sauber sein und keinerlei Rückstände von Cremen aufweisen. Das Ganze piekt zwar ein wenig, verursacht aber keine wirklichen Schmerzen. Keine Bange – mit der Zeit gewöhnt sich die Haut daran. Nach dem „Walzen“ wird die Haut aber ein wenig gerötet und besonders sensibel sein. Chemische Pflegeprodukten, vor allem solche mit Glycolsäure, sind nun tabu. Das einzige, was jetzt auf die Haut gehört, ist Wasser und Aloe Vera.
Der nadelige Roller sollte nach der Verwendung gründlich gesäubert werden. Gegen Bakterien und Keime helfen warmes Wasser und Desinfektionsspray.
Zahlt die Versicherung eine Behandlung von Dehnungsstreifen?
Da sie keine negativen Gesundheitsprobleme verursachen, werden Dehnungsstreifen von den Versicherungsgesellschaften im Allgemeinen als kosmetisches Problem eingestuft. Behandlungen zur Entfernung von Schwangerschaftsstreifen sind so höchstwahrscheinlich nicht von der Versicherung abgedeckt.
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise, darf nicht zur Selbstbehandlung oder -diagnose verwendet werden und ersetzt, falls notwendig, keinen Besuch bei einem Arzt. Sollten Sie das Gefühl haben, mit Ihren Dehnungsstreifen zu große Probleme zu haben, legen wir Ihnen dringend ans Herz, einen Spezialisten aufzusuchen. Euer Team von CARLMARIE.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin