Eine kurze Geschichte der Zeitmessung

Sanduhr mit fließendem Sand
©istock/Shaiith
Der Mensch ohne Zeitmessung - undenkbar in unserer heutigen Zeit. Was wären wir ohne die exakte Bestimmung, wann etwas passiert, passieren soll oder geschehen ist. Unser gesamtes Wirtschafts- und Arbeitsleben basiert darauf.

Man stelle sich nur vor, es gebe keine Angaben darüber, zu welchem Zeitpunkt etwas geschehen soll. Der Arbeitsbeginn etwa oder das Meeting. Und ist unser Sozialleben noch ohne Uhr denkbar? Das Treffen mit Freunden, mit der Familie oder der Einkauf im Supermarkt?

Heidegger und das Sein als Dasein in der Zeit

Ohne die Zeit, so erkannte es vor gut 100 Jahren der Heidelberger Philosoph Martin Heidegger, ist der Mensch nicht in der Lage, seine eigene Existenz zu erfassen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem ist. Der Mensch ist ein „geworfener Entwurf“, wie Heidegger in „Sein und Zeit“ schrieb, der erst durch die Vorstellung des Todes die Bestimmung seines Daseins begreift. Die Zeitlichkeit ist die das Menschsein prägende Wirklichkeit. Ohne sie wäre alles nichts – und der Mensch ein bewusstloses Wesen unter Wesen.

Dieser Halt und der Wunsch nach Orientierung waren es auch, die gut 1500 Jahren v. Chr. zu ersten Konstruktionen geführt haben, die man mit dem vergleichen kann, was wir heute unter Uhren und Zeitmessung verstehen. Die Rede ist von den berühmten Wasseruhren der Ägypter, die später von den Griechen weiterentwickelt und „Klepsydra“ genannt wurden. Reiche, wie das der Pharaonen, waren so groß geworden, dass Verwaltungen nötig wurden, um diese zu organisierten – und das eben auch mit Hilfe einer exakten Bestimmung der Zeit.

Wusstest du schon? Den ersten Wecker erfand der griechische Philosoph Platon. Er benutzte dafür ein mit Bleikugeln gefülltes Gefäß, das an einer Säule schwebte und aus einer Zisterne ständig mit Wasser versorgt wurde. Dadurch stieg das Gefäß die Säule empor, bis es morgens am Ende anlangte, umkippte und so die Bleikugeln auf eine Kupferplatte prasseln ließ. Von diesem Geräusch wurden die Schüler seiner Akademie geweckt.

Das Messen der Zeit ist deshalb entsprechend jung verglichen mit den Jahrtausenden, seit es den Menschen als das uns bekannte Kultur- und Sozialwesen gibt. Es begann mit Schatten- und Sonnenuhren, die sich die Erdrotation und den Lauf der Sonne zu eigen machten. Was aber, wenn die Sonne nicht schien? Also besann man sich auf Wasseruhren oder die Menschen der Antike machten sich den Lauf der Sterne zunutze, um zu bestimmen, welche Tageszeit gerade vorherrschte. Ab dem 13. Jahrhundert kamen die ersten mechanischen Räderwerkuhren auf, die zu jenen Chronometern führten, die wir heute noch so gern an den Handgelenken tragen. Die Quarzuhr eroberte schließlich vor knapp 50 Jahren den Markt und die Atomuhr wurde entwickelt.

Wir von CarlMarie wollen euch mitnehmen in eine kleine Geschichte der Zeitmessung, die dazu geführt hat, dass ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellbar ist – im Guten wie auch Schlechten, denn je genauer wir die Zeit messen können, desto genauer haben wir unser Leben darauf abgestimmt. Das berührt zunehmend Fragen nach Rastlosigkeit und Überforderung. Den Alltag zu entschleunigen, rückt deshalb immer mehr ins Zentrum gesunder Lebensführung.

 

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Kein Europäer trägt so gern Uhr wie der Deutsche

Vor diesem Hintergrund müsste man meinen, dass das Tragen von Uhren in der Zukunft eher aus dem Alltagsleben verschwinden würde. Aber das Gegenteil ist der Fall. Vor allem die Deutschen sind ganz närrisch nach Zeitmessern, die sie am Handgelenk tragen können. Laut Umsatzstatistik gaben die Deutschen etwa im Jahr 2018 für Uhren und Schmuck 574 Millionen Euro aus. Im Vergleich dazu waren es in Frankreich 311 Millionen Euro, also fast die Hälfte weniger, was vielleicht auch damit zu erklären ist, dass die Deutschen ihr Leben nun mal gern organisieren.

Wusstest du schon? Bei seiner Einführung („Inauguration“) als Präsident der Vereinigten Staaten trug Barack Obama 2008 eine unscheinbare Armbanduhr. Er hatte sie von Mitarbeitern des Secret Service geschenkt bekommen. Der Quarz-Chronograph mit der schlichten Bezeichnung JGC 6500 von Jorge Gray kostete 325 Dollar, also rund 280 Euro. Er war binnen weniger Tage ausverkauft und galt lange Zeit als Verkaufsschlager.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich deutschsprachige Webseiten großer Beliebtheit erfreuen, die sich ausschließlich mit der Zeit und ihren Messgeräten beschäftigen. Uhrzeit.org zum Beispiel ist so eine Seite, die nur entstand, weil ihr Gründer Göran Holst es mit der Zeit hat, genauer gesagt: der exakten Zeit. Im Jahr 2000 suchte der heutige Geschäftsführer des renommierten Uhren- und Schmuckshops für eine private Unternehmung die genaue Uhrzeit. Er fand sie nicht – und entwickelte daraus die erste deutschsprachige Internetseite, auf der man die sekundengenaue Uhrzeit ablesen konnte. Eine Synchronisation mit der Atomuhr in Braunschweig machte es möglich.

Es braucht schon eine Menge Interessierter an der exaktgenauen Uhrzeit, die auch heute noch auf der Seite ablesbar ist, um aus diesem einfachen Angebot einen Internetshop für Uhren und Schmuck aus dem Boden zu stampfen. Uhrzeit.org ist mittlerweile einer der größten eCommerce-Händler Deutschlands für edle Herren – und Damenuhren, Smartwatches, Trendchronometer und Schmuck. Er unterhält zudem ein Flagshipstore in der Hamburger Innenstadt und beschäftigt 30 Angestellte. Wachstum garantiert.

Uhren sind ein Verkaufsschlager in Deutschland
Uhren sind ein Verkaufsschlager in Deutschland ©uhrzeit.org

Edelmarken unter sich: Garmin, Glashütte, Lacroix

Die Deutschen, vor allem Männer, können es nämlich nicht lassen, sich mit Uhren auszustatten, vor allem den klassischen, die auf einem Räderwerk basieren. Sie sind so ziemlich der einzige Schmuck, den sich Mann leistet, da Goldketten, Ohrringe, Halsketten oder Armreifen nur selten von Männern getragen werden. Hochwertige und äußerst schicke Zeitmesser von bekannten Marken wie Citizen, Junghans, Maurice Lacroix, Michael Kors, Union Glashütte oder dem Weltmarktführer in Navigationstechnik, Garmin, sind deshalb Verkaufs-Evergreens, die allerdings zunehmend kombiniert werden mit Trenduhren, GPS Weltzeituhren oder Smartwatches, die in Verbindung mit mobilen Endgräten bei weitem nicht mehr nur die Uhrzeit anzeigen.

Wusstest du schon? Die teuerste Uhr der Welt (Stand 2020) stammt vom englischen Juwelier Graff. Ihr Name ist Programm: „Hallucination“. Das Meisterwerk mit einem Preis von knapp 50 Millionen Euro besteht aus über 110 Karat farbigen Diamanten, die in ein Armband aus Platin eingefasst sind.

Doch was hat uns dahin gebracht, dass wir mittlerweile nicht nur auf die Millisekunde genau sagen können, wie spät es ist, sondern wir uns so gern mit Uhren umgeben? Geht es nach Archäologen und Forschern beginnt unsere Geschichte der Zeitmessung ca. 1400 v. Chr. In Ägypten. Grundlage dafür war die scheinbare Bewegung der Sonne und der Sterne am Himmel, verursacht durch die Drehung der Erde um ihre eigene Achse. Eine der frühesten bekannten Zeitmessungsmethoden – die Jahrtausende zurückreicht – bestand darin, einen Stock aufrecht in den Boden zu stecken und seinen sich bewegenden Schatten im Laufe des Tages zu verfolgen. Diese Methode entwickelte sich zur Sonnenuhr oder Schattenuhr, mit Markierungen entlang des Schattens, die den Tag in Segmente unterteilten.

Gleichzeitig wurde aber auch mit Kerzen experimentiert, Öllampen und kleinen Labyrinthen aus Stein oder Metall, die mit Weihrauch gefüllt waren. Wasser wurde zum Zeitmessen verwendet, Sand, die Sterne. Es wurden Federn und kleine Rädchen verwendet sowie in jüngster Zeit Quarzkristalle (Quarzuhren) oder Cäsium (Atom-Uhren).

Die Versuche der Menschen, die Zeit zu messen, sind dabei Legion. Kaum zählbar und schon gar nicht in eine chronologische Reihenfolge zu bringen, weil sie zeitgleich an verschiedenen Orten der Welt entwickelt wurden. Nur so viel lässt sich sagen: Dem Erfindungsreichtum waren – und sind bis heute – keine Grenzen gesetzt.

Chronos und graphein – die erste Stoppuhr der Welt

Die Geschichte der Zeitmessgeräte geht zurück auf die Zeit, als alte Zivilisationen die Sonne und den Mond beobachteten, während sie sich über den Himmel bewegten. Man schreibt es den Sumerern zu, vor ca. 2000 Jahren das sog. sexagesimale Messsystem entwickelt zu haben, auf dem unsere Einteilung basiert, dass eine Minute 60 Sekunden hat und eine Stunde 60 Minuten. Die alten Ägypter teilten den Tag zusätzlich in zwei 12-Stunden-Zeiträume ein und verwendeten Obelisken, um die Sonne zu verfolgen. Sie entwickelten außerdem Wasseruhren, die später von den Chinesen (nach ihrer Einführung aus Mesopotamien), sowie von Persern und Griechen verwendet wurden. Andere antike Zeitmesser sind die Kerzenuhr, der Zeitstab und die Sanduhr.

Wusstest du schon? Das Wort Chronograph folgte auf die Entwicklung der ersten Stoppuhr durch Nicolas Rieussec 1821. Sie hatte die Größe einer Schuhschachtel und war vom Franzosen für ein Pferderennen von König Ludwig den XVIII. entwickelt worden. Mit dem Sekundenzeiger war ein Tintenschreiber gekoppelt, woraus das Wort Chronograph entstand, aus altgriechisch chronos (Zeit) und graphein (schreiben).

Die Griechen waren es auch, die als erstes den sog. Hemmungsmechanismus verwendeten, der Grundlage dafür ist, dass ein Räderwerk periodisch „angehalten“ wird und damit regelmäßig läuft. Auch die Chinesen verwendeten als erstes diesen Mechanismus, sie benutzten dafür Quecksilber. Die ersten mechanischen Uhrwerke stammen aus dem Mittelalter und wurden in islamischen Ländern entwickelt. Sie wurden bereits von Zahnrädern und Gewichten angetrieben.

Mechanische Uhren mit Spindelhemmungsmechanismus wurden zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Europa erfunden. Tragbare Uhren wurden erstmals nach der Erfindung der Zugfeder im frühen 15. Jahrhundert gebaut. Die ersten Taschenuhren erschienen im 17. Jahrhundert. Während des Goldenen Zeitalters der Niederlande erfand der Universalgelehrte Christiaan Huygens eine genaue und praktische Pendeluhr und die Spirale, die zur Entwicklung der mechanischen Uhr führte, wie wir sie heute kennen. Seine Erfindungen erhöhten die Genauigkeit der Zeitmessung dramatisch.

Quarzoszillatoren wurden in den 1930er Jahren erfunden und die ersten Atomuhren entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg. Technologische Fortschritte in den 1960er Jahren machten Quarzuhren kompakt und billig, was zu ihrer Dominanz in den 1980er Jahren führte. Sie wurde abgelöst durch die Digitaluhr. Genauer als eine Atomuhr ist jedoch keine der vorgenannten Geräte. Sie werden verwendet, um andere Geräte zu kalibrieren. Auch die koordinierte Weltzeit basiert auf der Atomzeit.

Wusstest du schon? Der Nullmeridian, von dem aus die Zeitzonen rund um den Globus berechnet werden, führt durch den Londoner Stadtteil Greenwich. Daher stammt auch der Name Greenwich Mean Time (deutsch: „mittlere Greenwich-Zeit“), mit dem von 1884 bis 1928 die Weltzeit angegeben wurde. Sie wurde 1972 abgelöst von Koordinierten Weltzeit (UTC). Grund für die Bezeichnung war die Sternwarte in Greenwich, weil dort die Sonne um 12 Uhr den Mittagkreis erreichte und dabei ihren annähernd höchsten Stand am Himmel hatte.

Wer es also genau wissen will, kann jederzeit auf die Uhrzeit von Atomuhren zurückgreifen, wie das Beispiel von uhrzeit.org zeigt. Er braucht dafür eigentlich nur das Internet, also ein Smartphone, das mittlerweile die meisten Deutschen besitzen. Dass der Markt für Herren oder Armbanduhren dennoch gute Wachstumsraten verzeichnet, hat nicht nur – wie oben bereits erwähnt – mit Zuneigung oder Status zu tun, sondern folgt einem neuen Trend, der auch den Kauf von Smartwatches, GPS Zeitmessern oder anderen Handgelenkschronometern beinhaltet.

 

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Weareables in der Pandemie: Uhren, die Luftkarten anzeigen

Möglich gemacht hat Wachstumszahlen auf dem Markt für Weareables („Tragbares“) von 35 Prozent im vergangenen Jahr vor allem die Corona-Pandemie. Einerseits gaben die Menschen ihr Geld nicht für Urlaube, Fitness-Studios und Sportvereine aus, andererseits rückte die Besinnung auf Sport und gesundheitliche Werte in den Vordergrund. Viele Smartwatches, clevere Handy-Funktionen oder Fitnesstracker bzw. Sportuhren begleiten diese Entwicklung. So können u.a. Frauen mittlerweile ihren Menstruationszyklus über Smartwatches überwachen oder Daten aus ihrer Schwangerschaft sammeln und auswerten lassen.

Es ist eben für jeden und jede etwas dabei. Stichwort: GPS. Wer trotz Pandemie geschäftlich immer noch viel fliegt oder als Globetrotter zeitzonenübergreifend unterwegs ist, für den stehen GPS-Weltzeituhren zur Verfügung, die eine automatische Anpassung an die jeweilige Zeitzone vornehmen. Je nach Modell erfolgt die Einstellung binnen weniger Sekunden. Diese Uhren werden per Funk gesteuert, passen sich mit einem eingebauten GPS-Empfänger an die jeweils vor Ort herrschende Zeit an. Höhepunkte dieser neuen Technik sind u.a. Uhren wie die Aviator vom Weltmarktführer in Navigationstechnik Garmin für Hobby-Piloten und Flieger. Mit der Aviator erhält man nicht nur die Uhrzeit vor Ort, sondern eine globale Auswahl an Luftfahrkarten mit Flughäfen und situativen Warnungen. Es gibt auch die Möglichkeit, eine direkte Notfallnavigation einzurichten. Und nicht zuletzt kann man auf ihr mittels einer Notfall-Schnellzugriffstaste eine Navigation mit Richtungspfeil und -spur öffnen, die den Piloten zum vorprogrammierten Ziel navigiert.

Das alles ist möglich mittlerweile, fast 2700 Jahre nachdem die erste Wasseruhr von Ägyptern entwickelt und eine Entwicklung in Gang gesetzt wurde, die wie kaum eine zweite Technik dem Menschen seine Zeitlichkeit und alle damit verbundenen Chancen vor Augen führt.