Der Winter naht mit Kälte und ist damit auch Vorbote für eine hoffentlich weiße Weihnacht. Doch weiß ist es in der heiligen Zeit nur draußen, in den behaglichen Häusern und Wohnungen hingegen dominiert nun eine andere Farbe: Rot. Es ist die Farbe, von der es heißt, dass Maler sie wie ein Gewürz einsetzen. Sie ist ein Symbol für Wärme und Energie und löst, wie keine Farbe sonst Leidenschaft und starke Emotionen aus. Inhärent und spannend, fordert sie unsere Aufmerksamkeit. Viel Rot wirkt stimulierend, kann Blutdruck, Atmung und auch Libido erhöhen. Gegen Erschöpfung und Zaghaftigkeit hilft jetzt nur ein kräftiger Pinselstrich in Rot.
Es ist die wohl älteste Kulturfarbe und unvergleichlich dominant. Wie ein Stierkämpfer zieht Rot die Aufmerksamkeit an. Dabei werden oftmals extreme Gegensätze aktiviert. Liebe ist rot, aber auch Wut. Und natürlich Sex und Passion. Es ist jetzt genau die Farbe, die sich in der Phantasie heranbildet, wenn verführerische Dessous ins Spiel kommen sollen. Und glaubt man den Italienern, dann bringt rote Unterwäsche in der Silvesternacht ein besonders erotisches neues Jahr.
Rot – Lieblingsfarbe und Alarmsignal
Rot ist nicht nur der höchste Bogen des Regenbogens und die Farbe der längsten Lichtwelle, sondern eigentlich auch eine dem Menschen vorbehaltene Farbe. Die meisten Säugetiere haben große Probleme sie überhaupt wahrzunehmen, wir hingegen reagieren überaus sensibel darauf. Entsprechend groß ist ihre Bedeutung in nahezu allen Kulturen. Im Russischen haben die Worte Schönheit und Rot den gleichen Ursprung, im Hebräischen ist es ähnlich mit Rot und Blut. Aggression, Hass und Krieg stehen Wärme, Leidenschaft und Liebe gegenüber. Rot wird als Infrarotstrahlung zur Heilung verwendet, ihre bloße Wahrnehmung erhöht den Stoffwechsel um fast 15 Prozent und für Kinder ist es die unangefochtene Lieblingsfarbe.
Wenn wir von starken Gefühlen bewegt werden, wird sowieso alles irgendwie rot. Die Haut errötet deutlich, wenn wir uns schämen oder in Wut geraten. Der Verlust von Kontrolle droht? Wir „sehen Rot“. Und alles das, was nach Gefahr aussieht, sticht uns ebenfalls mit Rot ins Auge. Rote Ampeln, rote Bremslichter, rote Alarmknöpfe. Am Ende alarmieren uns „die roten Zahlen“, wenn die Wirtschaft oder unsere eigenen Finanzen in Schieflage geraten.
Die älteste Farbe und ein Symbol für Macht und Glück
Wenn irgendeine Farbe einen Anspruch darauf erheben kann, die älteste zu sein, ist es mit Sicherheit Rot. Nahezu alle Höhlenmalereien des Neolithikums, die frühesten, uns bekannten Darstellungen von menschlicher Hand sind in einem Rot-Ton an die Wände gebracht. In der Antike symbolisierte diese Farbe Wille, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen, alles Eigenschaften, die vor allem im Krieg gefragt waren. Rot war deshalb die Farbe des Kriegsgottes, Mars – und die Farbe der Armee. Römische Soldaten trugen rote Tuniken, während auch Gladiatoren in Rot geschmückt waren. Die Generäle trugen einen scharlachroten Mantel, wenn Siege zu feiern waren und die Braut bei einer römischen Hochzeit trug einen roten Schal, genannt Flammeum. Rot war die Farbe des Blutes – aber Blut war nicht nur ein Symbol des Todes, sondern vor allem des Lebens – der Fruchtbarkeit und der Liebe.
Im Mittelalter soll Karl der Große befohlen haben, seinen Palast rot anzumalen. Er trug rote Schuhe und soll sogar seine Haare rötlich färben lassen haben. Die Kardinäle in Rom waren von oben bis unten in Rot gekleidet. Das gefärbte rote Haar der Kurtisanen Venedigs inspirierte den Renaissancemaler Tizian gar zur Verwendung seines eigenen „Tizianrot“.
Selbst die hippste, westliche Ehebraut würde sich allerdings heute kaum in Rot vor den Traualtar wagen. Genau das ist aber Tradition in China. Die Bräute werden dort bis heute in roten Brautkleidern zur Zeremonie getragen. Rot symbolisiert im fernen Osten seit jeher Glück und Reichtum und ist deshalb auf Beerdigungen verboten. Auch in Griechenland, Albanien und Armenien tragen Bräute heute noch immer rote Schleier.
Der rote Punkt auf der Stirn vieler indischer Frauen ist ebenfalls ein positives Symbol und steht für Kreativität, Energie und Freude.
„Zu viel rot auf deinen Lippen“
Diese Zeile sang Falco in den 80er Jahren in seinem Skandal-Hit „Jeanny“.
Chris de Burgh schwärmte von seiner „Lady in Red“ und Prince von seiner „Little red Corvette“. Magnum machte den roten Ferrari zu einem Status-Symbol und rot war erst bei Coca Cola die beherrschende Farbe und später dann auch bei Konkurrent Red Bull. Und der Badeanzug von Pamela Anderson? Ebenso rot, wie die Badehose von David Hasselhoff. Für Bedeutung und Macht wird also auch heute noch der berühmte rote Teppich ausgerollt.
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Warmherzig, wie ein Burgunder
Rot, dass sind reife Früchte, das ist Liebe und auch die Flüssigkeiten des Lebens, Blut und Wein. Rot ist ein warme Farbe mit einer außergewöhnlichen energetischen Wirkung. Tiefe Rottöne in Blumen und Laub verwandeln Gärten und Wälder in traumhafte Landschaften. Wer denkt bei roten Backäpfeln nicht an unwiderstehliche Aromen.
Und ist die rote Rose nicht das Symbol von Leidenschaft und Liebe? Rote Erdbeeren sind übrigens die beliebteste Beerenfrucht der Welt. Ansonsten überall ganz vorn dabei findet sich Rot nur in einer Sache am unteren Ende der Statistiken wieder: lediglich 1 – 2% der Weltbevölkerung hat rote Haare.
Rote Dessous – Reaktion ist gefragt
Rot wird in Marketing und Werbung verwendet, um den Puls zu beschleunigen und die Atmung des Betrachters zu erhöhen, das gleiche gilt für rote Dessous. Es ist genau die Spitzenunterwäsche, die du tragen möchtest, wenn du dich kühn und zuversichtlich fühlst und starke Reaktionen provozieren möchtest. Gerade kurvige Frauen erreichen mit dieser Wahl ihr vollkommenes Gleichgewicht zwischen Licht und Schatten. Rote Mieder und Strapse steigern die Sinnlichkeit, das bewusste Erleben und Fühlen und den Ausdruck ungehemmter Leidenschaft. Frauen mit etwas dunklerer Haut sollten sich übrigens für Dessous in Orangerot entscheiden, während die Girls mit eher blassen Teint bei Scharlachrot aufs Ganze gehen sollen.
Tradition im Süden – mit roter Unterwäsche ins neue Jahr
In der Silvesternacht muss rot die nackte Haut umspielen. Darauf schwören Italienerinnen. Vom Dolce Vita verstehen sie was und wohl auch vom Wesen des Mannes. Zum Jahreswechsel müssen rote Dessous unterm Feten-Kleidchen getragen werden. Nur dann bräuchte man sich über genügend Liebe, Sex und Leidenschaft im neuen Jahr keine Gedanken zu machen.
Die Tradition stellt allerdings noch zwei reizvolle Zusatzbedingungen: die Frauen dürfen sich ihre roten Höschen und BH´s nicht selber kaufen, sondern müssen sie sich schenken lassen. Und der schöne Fummel muss schon am Neujahrsmorgen weggeworfen werden, da die Magie ansonsten nicht wirkt.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin
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