Dann heißt es für die Mütter: abstillen. Wie und wann man das am besten bewerkstelligt und welche Dinge dabei zu beachten sind, soll Gegenstand dieses Textes sein.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet es, ein Kind vom Stillen entwöhnt zu haben?
Unter Abstillen wird allgemein verstanden, wenn das Baby langsam daran gewöhnt wird, seine Nahrung nicht mehr aus Brust der Mutter zu beziehen. Obwohl Babys auch entwöhnt werden, aus der Flasche zu trinken, bezieht sich der Begriff normalerweise darauf, wann ein Baby aufhört zu stillen.
Wann soll mit dem Abstillen begonnen werden?
Viele Organisationen und Fachleute, die sich mit Standards für Schwangerschaft, das Stillen und die Zeit danach beschäftigen, empfehlen eine Abstillzeit irgendwann zwischen dem sechsten und dem fünfzehnten Monat nach der Geburt. Allerdings wird heute zunehmend die Meinung vertreten, dass Mütter solange stillen sollen, wie sie und das Baby das wünschen. Ungeachtet dessen, was Freunde, Verwandte oder sogar Fremde sagen, gibt es keinen richtigen oder falschen Weg zum richtigen Abstillen. Eine guter Anhaltspunkt ist immer noch, abzustillen, wenn das Baby selber das Interesse am Trinken aus der Brust verliert. Dies kann eigentlich jederzeit geschehen, nachdem das Baby mit dem Verzehr von Festnahrung begonnen hat.
Kleinkinder werden mit Sicherheit ihr Interesse für das Stillen verlieren, wenn sie aktiver werden und nicht mehr lange genug stillhalten können. Wenn das Kind während des Stillens ständig ungeduldig wird oder sich allzu leicht ablenken lässt, kann das als sicheres Anzeichen dafür gewertet werden, dass die Zeit des Abstillens gekommen ist. Bei Müttern, die sich hinsichtlich des richtigen Zeitpunkts nicht festlegen lassen wollen, kann das Abstillen viel Zeit und Geduld in Anspruch nehmen. Dabei ist Müttern allgemein davon abzuraten, beim Abstillen zu abrupt vorzugehen. Ein Wochenende reicht für diesen Prozess mit Sicherheit nicht aus. Experten sind sich darüber einig, dass ein plötzliches Zurückhalten der Brust für das Baby traumatisch sein kann.
Allgemeine Gründe für das Abstillen:
- Das Baby verliert selber das Interesse an der Muttermilch oder lässt sich zu schnell ablenken beim Stillen.
- Die Brüste der Mutter produzieren nicht mehr genug Milch.
- Das Kind bekommt Zähne und setzt sie ein.
- Das Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung beiderseits erwacht oder meldet sich.
- Wiederaufnahme der Arbeit. Zwar sind in den Mutterschutzgesetzen feste Stillpausen vorgeschrieben. Nichtsdestotrotz kann regelmäßiges Stillen im Arbeitsalltag manchmal schwierig werden.
- Gesundheitliche Gründe der Mutter, zum Beispiel die Einnahme von Medikamenten.
Wie entwöhne ich das Baby am besten?
Gehe langsam vor und erwarte, wenn es dir möglich erscheint, zuerst Anzeichen von Frustration beim Baby selbst. Erleichtere den Übergang mit diesen Methoden:
- Einfach mal das Stillen überspringen und sehen, was passiert, wenn das Baby eine Flasche oder eine Tasse Milch angeboten bekommt. Ist das Kind mindestens ein Jahr alt, kann es unproblematisch Muttermilch, Milchnahrung oder Vollmilch angeboten bekommen.
- Wenn du das Stillen über mehrere Wochen nacheinander Schritt für Schritt reduzierst, hat das Baby genug Zeit, sich den neuen und ihm bis dahin völlig unbekannten Bedingungen anzupassen. Auf diese Weise verringert sich auch der Milchvorrat in der mütterlichen Brust nach und nach, ohne dass die Milchkanäle in der Brust verstopfen oder Mastitis verursacht wird. Wer zum Beispiel üblicherweise zehn Minuten stillt, der kann jeden zweiten oder dritten Tag die Stillzeit um eine Minute kürzen.
- Zu Beginn des Abstillprozesses kann der Babybrei mit etwas Muttermilch verrührt werden, damit er für das Baby vertrauter schmeckt. Es kann eine Weile dauern, bis sich das Baby an den Brei gewöhnt hat.
- Wähle den Zeitpunkt des Abstillens mit etwas Bedacht: Wenn zum Beispiel die Einführung in die Kindertagesstätte das Baby emotional überfordert, kann das gleichzeitige Abstillen für zusätzliche Verunsicherung sorgen.
- Je nach Alter solltest du deinem Kind nach dem Stillen einen gesunden Snack wie ungesüßtes Apfelmus oder eine Tasse Milch bzw. Milchnahrung anbieten. Festes Essen ergänzt die Muttermilch, bis das Baby ein Jahr alt ist.
Das Stillen vor der Schlafenszeit sollte als Letztes beendet werden
Bei aller Entwöhnung des Babys von der mütterlichen Brust und den damit einhergehenden Zeit- und Frequenzverkürzungen sowie sukzessiven Nahrungsergänzungen sollte auf das Stillen vor den Schlafenszeiten als Letztes verzichtet werden. Vor der Schlafenszeit erwartet das Baby die meiste mütterliche Aufmerksamkeit. Hinsichtlich des Abstillens funktioniert auch die Taktik des Ablenkens und Verschiebens ganz gut – allerdings nur mit Kindern, mit denen schon eine Art Argumentieren möglich ist. Wenn das Kind stillen möchte, versichere ihm, dass Du es bald tun wirst, und lenke es mit einer anderen Aktivität ab. Wenn es zum Beispiel am frühen Abend trinken möchte, erkläre ihm, dass es bis zum Zubettgehen warten muss. Um den Übergang des Babys zu einer Flasche zu erleichtern, kann die Mutter außerdem versuchen, ein paar Tropfen Muttermilch auf den Saugteil der Flasche zu geben.
Bekommt das Baby auch nach dem Abstillen genug Nährstoffe?
Sogar ausschließlich gestillte Säuglinge benötigen zusätzliche Nährstoffe, die die Muttermilch nicht liefern kann, wie zum Beispiel Vitamin D. Wenn das Baby vor Erreichen seines 1. Geburtstages von der Mutterbrust entwöhnt werden soll, muss es bis zum Alter von einem Jahr weiterhin Muttermilch oder mit Eisen angereicherte Flüssigkeiten trinken. Sobald der Nachwuchs allerdings das Kleinkindalter erreicht hat, muss es eine größere Auswahl an Lebensmitteln erhalten, die jene Nährstoffe enthalten, die es für sein Wachstum benötigt.
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Abstillen: immer wieder versuchen, irgendwann funktioniert es
Wenn Du alles versucht hast, um das Baby von der Mutterbrust zu entwöhnen, und nichts funktioniert, ist mit Sicherheit die Zeit dafür noch nicht gekommen. Manche Mütter haben vielleicht gerade wieder mit dem Arbeiten begonnen und das Kleinkind hat damit zu kämpfen, sich an die neue Routine zu gewöhnen. Das Kind kann auch krank sein und deshalb häufiger an der Brust nuckeln wollen, nicht nur, weil es Hunger hat, sondern sich auch beruhigen will. Zumal das Stillen eines kranken Kindes auch für die Mutter etwas Tröstliches hat. Vielleicht erlebt auch der Haushalt eine große Veränderung. Ereignisse wie ein Umzug oder eine Scheidung können das Abstillen ebenfalls erschweren. Sogar das Durchlaufen eines neuen Entwicklungsstadiums kann es schwierig machen, sich gleichzeitig von etwas anderem zu entwöhnen. All das sollte die Mutter beim Prozess des Abstillens nicht entmutigen. Sie sollte einfach einen Monat später einen neuen Versuch wagen. Denn früher oder später wird es passieren – das Kind wird sich nicht mehr für Nahrung aus der Mutterbrust interessieren.
Frauen die abrupt Abstillen, können mit folgenden Problemen konfrontiert werden:
- Brustdrüsenschwellung
- Blockierte Milchkanäle
- Brustdrüsenentzündung (Mastitis)
Gesundheitliche Risiken beim plötzlichen Abstillen
Wie oben schon erwähnt, können verschiedene Faktoren Frauen tatsächlich zum abrupten Abstillen zwingen. Dabei kann die Brust natürlich nicht ähnlich schnell reagieren und die Milchproduktion sofort einstellen. Brüste können deshalb stark anschwellen und unangenehm schmerzen.
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Um ein Anschwellen der Brüste und das Auftreten von Schmerzen zu verhindern, sollte die Überproduktion an Milch mittels einer Milchpumpe abgepumpt werden. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass nur so viel abgepumpt wird, um die Beschwerden zu minimieren, andernfalls wird die Milchproduktion erneut stimuliert. Gegebenenfalls können kurzfristig auch Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol bei schmerzenden Brüsten helfen.
Hier noch ein paar Tipps, die beim abrupten Abstillen helfen können:
- Brüste gegebenenfalls hin und wieder massieren und Milch in kleinen Mengen abpumpen, um einen Milchstau zu verhindern.
- Kälte hilft in der Regel vorbeugend gegen Entzündungen an der Brust. Die sollte also regelmäßig mit Kühlkompressen gekühlt werden.
- Die Milchbildung kann auch damit behindert werden, indem man ein Tuch fest um die Brust wickelt, sie dabei aber nicht abklemmt. Die Brüste werden dann nicht mehr so stark durchblutet.
- Das Trinken von Salbeitee hilft bei fast allen Beschwerden, die mit dem Abstillen verbunden sind.
- Bei manchen Beschwerden können Ärzte auch homöopathische Medikamente verschreiben.
Achtung! Nimm Medikamente niemals ein, ohne vorher einen Arzt konsultiert zu haben, der dich über eventuelle Risiken, Neben- oder Wechselwirkungen aufklärt. Bei der Einnahme einiger Medikamente kann eine regelmäßige Kontrolle durch den Arzt notwendig sein.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin