Alte Schule – Diese Dating-Praktiken unserer Großeltern sollten wir wieder häufiger anwenden
Es sei noch nie so leicht gewesen, sich zu daten und noch nie so schwer, sich wirklich zu verlieben, resümierte kürzlich die Süddeutsche Zeitung. Tatsächlich scheint heute alles zu gehen, aber die Romantik auf der Strecke zu bleiben. Hastig eingefädelte Dates werden versetzt, schneller Sex gewünscht, obwohl MANN oder FRAU sich vielleicht gerade mal einen Tee lang kennen. Doch wo sind die roten Rosen, die langen Spaziergänge, das prickelnde Gefühl des ersten Kusses? Wer all das nach wie vor finden möchte, sollte sich vielleicht das ein oder andere Dating-Geheimnis unserer Eltern und Großeltern abgucken. Hier ein paar Old School-Tipps fürs ernstgemeinte Rendezvous:
Direktheit üben
Klar, bei einem Flirt geht es darum, das Spiel so lange wie möglich aufrecht zu halten und dabei nicht zu früh die Karten auf den Tisch zu legen. Doch wie würde MANN oder FRAU heute reagieren, wenn sie folgende Anzeige lesen würden? „Eine 24-jährige Dame von geradliniger Natur und beachtlicher Schönheit verlangt einen Gentleman mit einer tapferen Veranlagung und einem Einkommen von 50.000 Euro im Jahr.“ Das hat doch, um mit den Worten der Frau zu sprechen, eine „beachtliche“ Attraktivität, oder nicht? Wer es auch bei einem ersten Date schafft – wohlgemerkt für sich – klare Ansprüche zu formulieren, dürfte es bereits frühzeitig und ohne große Enttäuschung schaffen die Hallodris von den Männern oder Frauen mit ernsthaften Absichten zu trennen.
Gentlemen Rules
Das Werben um einen Partner kann eigentlich nicht aufwändig genug sein. Genau deshalb kommt die sogenannte „Ritterlichkeit“ eigentlich auch nie wirklich aus der Mode. Die Tür füreinander öffnen, sich vergewissern, dass der andere sicher nach Hause gekommen ist – das kommt eigentlich zumindest bei jeder Frau ziemlich sicher gut an und gibt ihr das Gefühl, etwas Besonderes und umworben zu sein.
Verabrede ein richtiges Date – und nicht bloß gemeinsames „Rumhängen“
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1936 schrieb die britische Journalistin Marjorie Hillis einen Ratgeber für Single-Frauen und kam letztlich zu dem Schluss: „Die wichtigste Regel ist, dass Sie Ihre Einladungen annehmen und sich nicht darum kümmern, was der Mann denkt, solange er ihnen einen besonderen Tag oder Abend bietet.“ Auf die heutige Zeit gemünzt bedeutet das: keinen billigen Netflix-Abend, kein in irgendeine Bar gehen und vor allem kein zielloses „Rumhängen“. Ein wirkliches Date sollte mehrere Stunden umfassen und fast schon einen echten „Spielplan“ haben. Dieser könnte aus Abholen, Essen gehen, Theater oder Kino, Spaziergang und anschließendem nach Hause bringen bestehen. Ein Gentle-Man oder eine Gentle-Woman zu sein, bedeutet sicherzustellen, dass du alle Menschen in deiner Umgebung mit Sorgfalt und Rücksichtnahme behandelst. Und das fängt bei deiner Verabredung an.
Hol deine besten Kleider aus dem Schrank
Mit der Kleiderwahl wurde in den Zeiten unserer Eltern und Großeltern klar signalisiert, wie groß das Interesse am Erfolg des ersten Rendezvous war. Daran hat sich nichts geändert. Yoga-Hosen, Cargo-Shorts, Hoodies oder Sandalen sind bei einem Date einfach vollkommen fehl am Platz. Es ist nicht unbedingt notwendig, einen teuren Anzug oder ein exklusives Kleid für das erste Date zu kaufen (… obwohl … vielleicht doch). Aber jeder verweigerte Aufwand bei der Dress-Wahl wird beim möglicherweise zukünftigen Partner einen schalen Beigeschmack hinterlassen.
Sprich nicht die ganze Zeit über dich selbst
Die Kunst, ein kurzweiliges Gespräch zu führen, besteht in erster Linie darin, dem anderen interessante Fragen zu stellen. Die goldene Regel ist: Mehr zuhören, als sprechen. Halten sich beide daran, kann das eigentlich nur zu einem kurzweiligen Treffen führen. Wer schnell herausfindet, was für sein Gegenüber wichtig ist, wird ebenso schnell wissen, wie hoch die Chance ist, dass der oder die andere zur künftigen „Lieblingsperson“ werden kann. Lernt euch in langen Gesprächen kennen. Wenn das Gespräch nicht auf natürliche Weise verläuft, ist es ein Warnsignal. Sei nicht arrogant, prahle nicht und während du nicht unbedingt alles gleich sagen musst, solltest du keine Angst haben, den anderen dein wahres Ich entdecken zu lassen.
Lass das Handy in der Tasche und schenke ungeteilte Aufmerksamkeit
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Hast du schon einmal ein Date erlebt, bei dem der andere aller zwei Minuten die Textnachrichten auf seinem Handy checkt? Wenn ja, weißt du wie nervig und verletzend das sein kann. Das Telefon sollte also während es gesamten Dates in der Tasche bleiben. Das einzige wichtige Smiley des Abends ist das auf dem Gesicht deiner Bekanntschaft.
Tanz Tanz Tanz!!!
Heute regiert die Club-Kultur, was bedeutet, dass es kaum noch die Möglichkeit gibt, als Paar gemeinsam zu tanzen. Bei den Tänzen vorhergehender Generationen gab es immer Körperkontakt oder es berührten sich wenigstens die Hände. Das Tanzen war bei früheren Dates fast schon so erotisch wie ein echter Kuss. Mit einem Partner zu tanzen, ist großartig, weil man seinen Körper benutzen muss, um zu kommunizieren und sich zu verbinden. Beim Tanzen muss man sich in der Regel in die Augen sehen. Und das lässt uns den anderen besser erkennen, als tausend Blicke auf einen Bildschirm.
Stell dein Date gleich am Anfang Freunden vor
Bei den „Dates“ unserer Großeltern gab es nicht ohne Grund eine sogenannte „Aufsichtsperson“, die in der Regel die Frau zum ersten Rendezvous begleitete. Gegenüber dieser musste der Mann in seinem Werben zunächst beweisen, dass er es ernst meinte und die notwendigen Manieren an den Tag legen konnte. Heute können diese Rolle ohne größere Probleme auch Freunde einnehmen. Diese sollten beim ersten Treffen natürlich nicht unbedingt als offizielle „Aufsichtsperson“ fungieren. Aber es ist eigentlich auch kein Problem, wenn man das erste Rendezvous auf eine Party oder ein größeres Abendessen mit Freunden verlegt. Denn es ist auch heute im 21. Jahrhundert nicht schlecht, wenn unsere Freunde oder die Freunde der Bekanntschaft unseren „potentiellen Partner“ unbemerkt auch ein wenig auf den Zahn fühlen. Denn die jeweils vertrauten Personen nehmen oft viel besser die „roten Warnlampen“ wahr, während wir voll von Glückshormonen anfänglich oftmals stark „geblendet“ sind.
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Bei aller Sehnsucht nach dem Respekt und der Romantik früherer Rendezvous müssen wir nicht in Zeiten zurückkehren, in denen Frauen kaum eigene Rechte besaßen und mehr oder weniger das Eigentum des Mannes waren. Da heute jedoch vor allem viele Online-Dates im Fiasko enden und dabei in den allermeisten Fällen ein Verlust von Wertschätzung und der daraus resultierenden Geduld bei der Anbahnung einer ernst gemeinten Beziehung zu beobachten ist, wird es auf jeden Fall nicht schaden, wenn einige der oben genannten Praktiken ins „Handbuch zum ersten Date“ zurückkehren.
Nun wissen wir, was unsere Großeltern anders gemacht haben und wie diese Dinge adaptieren können. Wie nun das Dating in den letzten 100 Jahren tatsächlich aussah, stellen wir dir auf der nächsten Seite vor.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin