Rage & Ugly – hässliche Models erobern den Catwalk
Die Demokratisierung der Körper- und Gesichtsformen und der Kampf für größtmögliche Disversität geht mittlerweile sogar soweit, dass alternative Model-Agenturen die einzigartige Schönheit eines jeden feiern wollen und das Business so auch für besonders „hässliche“ Models geöffnet haben. So repräsentiert die Agentur „Ugly Models“ aus London zum Beispiel den größten Mann, die meist gepiercte Frau und den meist tätowierten Mann der Welt. Als die Agentur anfänglich eine Anzeige geschalten hatte, rannten ihr Hunderte von Bewerbern die Türen ein. Seitdem ist „Ugly“ ein Selbstläufer und ihre weiblichen und männlichen Models werden nicht nur von nahezu allen renommierten Modehäusern, sondern auch von Film- und Fernsehproduzenten gebucht. Wie ein leitender Mitarbeiter von „Ugly“ mitteilte, ist ein „gutes, hässliches Modell jemand, der sich in seiner eigenen Haut wohlfühlt“. Wie beuten die Frauen und Männer, die zu uns kommen, nicht aus, sondern ermuntern sie mit vollem Selbstbewusstsein, sie selbst zu sein.“
#SaggyBoobsMatter – auch Hängebrüste sind schön
Eine erst 23-jährige Britin kämpft gegen die Besessenheit unserer Gesellschaft von „perfekten“ Brüsten. Childera Eggerue ist mittlerweile eine preisgekrönte Bloggerin, hat die Bewegung #SaggyBoobsMatter initiiert und damit zahllose Frauen dazu gebracht, ihre Beratungsgespräche bei plastischen Chirurgen abzubrechen.
2017 begann Eggerue sich auf ihrem Blog zwar bekleidet aber ohne BH zu zeigen, und präsentierte ihre „schlaffen“ und „hängenden“ Brüste im besten Licht. Mittlerweile hat sie damit eine ganze Bewegung ausgelöst und zahlreiche Nachahmerinnen gefunden. Durch die Erstellung von #SaggyBoobsMatter gab sie vor allem in der Body-Positivity- Bewegung unterepräsentierten schlanken Frauen die Möglichkeit, eine eigene Position zu artikulieren. Weil diese Brustform in der Öffentlichkeit völlig unterrepräsentiert sei, so Eggerue, wäre die Scham über „saggy boobs“ (schlaffe Brüste) bei manchen so groß, dass sich diese Frauen regelrecht fremd in der Gesellschaft fühlten.
#freethenipple – mach dich frei!
Mehr als 200.000 Gewalttaten und 16.000 Morde sieht ein durchschnittliches amerikanisches Kind im Fernsehen, bevor es die Volljährigkeit erreicht. Auf Facebook und youtube sind zahlreiche – völlig unzensierte – Hinrichtungsvideos zu sehen. Aber den größten Skandal lösen immer noch die Brustwarzen von Frauen aus. Vor diesem Hintergrund formierte sich um das Jahr 2012 in den USA die „FreeTheNipple“ Bewegung, als deren Hauptinitiatorin die Filmemacherin Lina Esco gilt.
Schnell bekam Esco Unterstützung von zahlreichen Prominenten. Sängerin Miley Cyrus war eine der ersten. Im Jahr 2013 twitterte sie ein Foto von sich selbst mit dem Bild einer Brustwarze über ihrem Auge. Zahlreiche Oben-Ohne-Fotos, die Cyrus auf Instagram hochgeladen hatte, wurden sofort entfernt. 2014 ging Scout Willis (eine der Töchter von Bruce Willis) oben ohne durch die Straßen von New York City, nachdem Instagram eines ihrer Fotos entfernt hatte. Die Begründung ihrer Aktion: „Jeder hier akzeptiert sofort, dass Frauen degradiert und hypersexualisiert werden. Aber kaum zeigst du etwas Stolz für deinen natürlichen Körper, wirst du kriminalisiert.“ Zahlreiche Stars wie Chrissy Teigen oder Chelsea Handler sympathisieren mittlerweile offen mit der FreeTheNipple-Bewegung und zeigen ihre Brustwarzen auf sozialen Medien. Eines der wohl bekannteste Symbol der Bewegung ist der sogenannte TaTa-Top. Dabei handelt es sich um ein Bikini-Oberteil, auf dem auf hautfarbenem Grund Brustwarzen abgebildet sind.
Der Trend zum Soft-BH
Längst hat sich auch die Mode den Wünschen der Frauen nach mehr Freiheit und Selbstbestimmung angepasst. Voll im Trend liegt zum Beispiel der Soft-BH. Dabei trifft Tragekomfort auf modischen Style. Komfort und sexy Look kommen beim Soft-BH auf ganz elegante Art und Weise zusammen. Denn Soft-BH`s sind Büstenhalter ohne Bügel.
Inspiriert von den 1920er Jahren, den Sixities und den Seventies erobern diese „Softies“ gerade die Dessousgeschäfte. Die Lust auf eine natürliche Busenform und weiches Material, welches diese perfekt abbildet, kommen vor allem den Bedürfnissen von Frauen mit einem kleinen bis mittelgroßen Busen entgegen. Denn hier sind festes Material und damit eine Stütze weniger notwendig. FRAU kann sich über die „Softies“ wirklich freuen, denn diese sind nicht nur ultra-bequem, sondern wahlweise auch sexy, romantisch, verspielt, minimalistisch oder sportiv.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin