Aber wenn ein einfaches Selfie nicht mehr genug ist, betreten wir die brutale und verrückte Welt der „Beauty Challenges“, bei denen sich Männer, vor allem aber Frauen maximale Schlankheit oder das Herausstellen besonders seltener anatomischer Merkmale als allgemein gültiges Schönheitsideal bescheinigen. Wir von CarlMarie werfen einen Blick auf die „erfolgreichsten“ Trends der vergangenen Jahre.
Beauty-Challenges
Dieser Liste der Beauty-Challenges sei eines vorangestellt: Jede dieser Herausforderungen konzentriert sich zwar auf ein anderes Körperteil, dafür haben sie alle etwas gemeinsam – Sie haben absolut keine Bedeutung, solange wir ihnen keine geben. Es galt eigentlich nie als besonders sexy, seine Taille hinter einem DIN A4 Blatt verstecken zu können und auch das Duck Face von Instagram-Königinnen wie Kylie Jenner findet keiner wirklich schön. Jede körperliche Herausforderung ist am Ende nichts anderes als eine Frage des Geistes über Materie. Genauso schnell, wie sie an Macht und Popularität gewinnt, kann sie diese auch wieder verlieren. In der Sekunde, in der wir aufhören, uns diesen Herausforderungen zu stellen, werden wir uns für ein gesundes, selbstbestimmtes Körperbild entscheiden. Beauty Challenges haben nachweislich den Anstieg von Dysmorphophobie und Essstörungen begünstigt. Trends wechseln sich auf Instagram oder Facebook wöchentlich ab. In deinem Körper solltest du dich aber ein Leben lang wohlfühlen.
Doch jetzt Bühne auf für die Freak-Show der Internet-Beauty-Challenges.
Collarbone Challenge
Wie so einige andere bizarre Beauty-Trends hat sich auch dieser zunächst auf Chinas größter Microblogging Webseite Weibo verbreitet. Doch schon kurz nach dem ersten Auftauchen 2015 wurde auch Instagram von Bildern der Challenge geflutet. Um was geht es also bei der Collarbone-Challenge? Ursprünglich darum, wer die meisten Geldmünzen in der Kuhle hinter dem Schlüsselbein halten kann. Diese Kuhle ist bei schlanken oder besser gesagt dünnen Menschen besonders tief, und so schaffte es ein Mädchen sogar 80 Münzen zu stapeln. Was sagt uns das? Dass wir alle Knochen haben, wir sie aber nicht unbedingt alle sehen müssen. Die Collarbone-Challenge hat einen schönen Namen, aber ihr erfolgreiches Abschließen sagt wohl kaum etwas über Schönheit oder körperliche Fitness aus.
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Ab Crack
Sixpack is not enough! Nun muss es auch noch eine ausgeprägte Furche vom Brustbein bis zum Nabel sein. Richtig bekannt machte diesen „Crack“ Instagram-Girl Emily Ratajkowski. Dabei ist dieser „Fitnessstandard“ gar nicht für jede Frau zu erreichen. Zunächst benötigt FRAU einen Körperfettanteil von unter 10%. Dazu ausgeprägte Bauchmuskeln und vor allem auch die entsprechenden Gene. Selbst ein mühsam erarbeitetes Sixpack heißt noch lange nicht Ab Crack. Frauen oder Mädchen, die ihrem Körper was Gutes tun wollen, brechen diese Challenge am besten ganz schnell ab.
XXL-Po
Es ist noch gar nicht so lange her, da sprangen einem die üppigen Hinterteile von selbsternannten Influencerinnen ohne besondere Merkmale regelrecht ins Gesicht. Kim und Khloe Kardashian vor allem, aber auch Popsängerin Nicki Minaj feierten die voluminösen Wölbungen ihres Hinterteils. Im Schlankheitswahn ja eigentlich ein lobenswerter Beitrag zur Body Positivity – wenn da nicht auch hier eine versteckte Herausforderung gelegen hätte, es den Trash-Kardashians gleichzutun. Kims Fitness-Trainerin Melissa Alcantara erklärte in einem Interview schonmal deren Booty-Trainingsplan: zweimal die Woche, jeweils anderthalb Stunden Beine und Po. Im Vergleich zu anderen Beauty-Challenges klingt das zumindest gar nicht mal so ungesund. Obwohl natürlich auch hier gilt: Um etwas bearbeiten zu wollen, muss es zunächst erstmal da sein.
Hip Dent
An dieser Challenge klebt das Etikett: besonders selten. Denn beim Hip Dent handelt es sich um eine Einbuchtung an der Hüfte, oder besser gesagt am obersten Teil des Oberschenkels, dort wo das Bein am Hüftknochen endet. Diese kleine Delle hat nur, wer auch die genetischen Vorraussetzungen mitbringt. Hartes Training und absurdes Hungern helfen hier eigentlich gar nicht. In der Beziehung könnte auch jeder Mensch mit drei Brustwarzen versuchen, seine Eigenart zu einem Trend zu erklären. Nichtsdestotrotz machten zahlreiche Fotos mit „Hip Dent“ in den vergangenen zwei, drei Jahren die Runde und stehen nun im Absurditäten-Kabinett von Instagram.
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Bellybutton Challenge
Schon seit der Antike liebten es Frauen, den Männern zuliebe ihre Taillen besonders schlank zu schnüren. Wespentaille hieß das früher. In Zeiten von Social Media jetzt Bellybutton-Challenge. Ebenso wie bei der Collarbone-Challenge schwappte diese Welle ebenfalls aus China ins Instagram-Universum. Aber was genau ist hier die Herausforderung? Wie der Name Bellybutton (deutsch: Bauchnabel) schon sagt: Wer mit seiner Hand hinten über den Rücken herum an seinen Bauchnabel fassen kann, darf sich schlank nennen. Ein paar Dinge sind dabei garantiert: schreckliche Schulterschmerzen, verrenkte Schulterblätter und vielleicht ein Auftritt als Zirkusartist. Bei dieser Challenge wurden allerdings auch korpulente Männer mit kurzen und dicken Armen als Komiker zu Helden für einen Tag.
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Duck Face oder auch Kylie Jenner Lips
Eine der einflussreichsten Herrscherinnen im Königreich Instagram ist Kylie Jenner. Als diese vor ein paar Jahren anfing, mit ihrem perfekten Schmollmund die Social Media Kanäle zu dominieren, versuchte eine tausendfache Gefolgschaft es ihr nachzumachen. Mit teilweise verheerenden Ergebnissen. Die etwas Betuchteren ließen ihre Lippen aufspritzen und zeigten dann stolz ihr „Duck Face“ in die Smartphone-Kamera. Die anderen wählten ein bewährtes Hausmittel für die auch als „Botox“ bekannte Challenge: Luft aus einem Schnapsglas zu saugen. Ein Gerücht besagte, dass Jenner ein einfaches Gerät benutzte, welches den Blutfluss zu ihren Lippen durch Saugwirkung verstärkte. Ohne Zugang zu diesem Gerät entschieden sich die Teilnehmer der „Kylie Jenner Challenge“ für Schnapsgläser und andere Becher. Mit dem Ergebnis, dass es auf einmal Hunderte von Selfies und Videos von armen Trotteln mit grotesk aufgeblähten Lippen und extremen Schmerzen durch geplatzte Blutgefäßen gab. Für den Karpfen-, Enten- oder Jenner-Look zahlt eben jede ihren Preis.
Bikini Bridge
Die „Bikini Bridge Challenge“ begann 2014 als Streich auf dem berühmt-berüchtigten Imageboard „4chan“. Dort hatten Unbekannte auf gefälschten Profilen Bilder von Frauen gepostet, die ihre besonders flachen Bäuche und ihre besonders hohen Hüftknochen zeigten. Die Challenge verlief schnell viral und wurde von unzähligen Teilnehmerinnen völlig ernst genommen. Eine „Bikini Bridge“ entsteht, wenn die Bikinihose auf den hohen Hüftknochen aufliegt und nicht auf dem flachen Bauch. So entsteht zwischen Bauch und Stoff eine Art Lücke oder eben Brücke (engl: Bridge). Die „Bikini-Bridge-Challenge“ kehrt seit 2014 jedes Jahr wieder. Einige Frauen und Männer haben darauf mit der Parodie #bikinihill-Hashtag geantwortet, Fotos gepostet, wo der Bikini oder die Badehose über dem Bauch einen Hügel formt und damit ein gesundes Körperbild bewiesen. Denn leider ist der Ausdruck „Bikini-Bridge“ auch oftmals dort zu finden, wo Bulimie und Essstörungen regieren und sich Frauen zum ungesunden Hungern zwingen, um unrealistischen Körperstandards zu entsprechen.
A4 Challenge
Auch hier handelt es sich um einen Trend aus China, wo ja bekanntermaßen viele Frauen klein und zierlich sind. Nun ist man dort noch nicht schlank, wenn man seine überschüssigen Pfunde losbekommt. Nein, als wirklich dünn gilt nur die, welche ihre Taille hinter einem – aufgepasst – DIN A4 Blatt verstecken kann. Das sind nicht mehr als 21 Zentimeter und für 95 Prozent aller Frauen in Europa völlig unrealistische Maßstäbe. Nun kann bei dieser Challenge allerdings auch wunderbar geschummelt werden. Denn je weiter das Blatt vom Körper in Richtung der Kamera gehalten wird, desto mehr Fläche schirmt es ab. Mit ein bisschen Manipulation können also auch Frauen mit einer Taillenbreite von 30 Zentimetern die Challenge bestehen. Und das ist dann schon eher was für den täglichen Hausgebrauch.
iPhone 6 Challenge
Wie zeige ich, dass meine Beine besonders dünn sind und meine Knie dabei besonders nah beieinander liegen? Ich lege ein iPhone 6 darauf. Das ist immerhin nur knapp 12 Zentimeter lang. Schlank ist nur die, deren beide Knie mit dem winzigen Handy vollständig bedeckt werden können. Wem das als vollkommen lächerlich erscheint, der sollte wissen, dass der erste Beitrag zu dieser Challenge im chinesischen Netzwerk Weibo fast 100 Millionen Aufrufe und hunderttausendfache Follow-ups fand. Die knochendünnen Damen und ihre neuen Handys wurden damit im Reich der Mitte zu einem regelrechten Massenphänomen.
Underboob Challenge
Sie dürfen nicht wirklich gezeigt werden und dennoch ist das Internet besessen von weiblichen Brüsten. Männer dürfen ihren Oberkörper überall und völlig zwanglos enthüllen. Tun Frauen dasselbe, schreitet sofort die digitale Sittenpolizei ein. Nicht verwunderlich, dass es immer wieder Bewegungen gibt, die versuchen diese Gesetze zu unterlaufen. Eine weitere Manifestation war diesbezüglich die „Underboob Challenge“ von 2016. Hunderte von Frauen posteten auf Instagram Bilder von der Unterseite ihrer Brüste, in der … Stifte klemmten. Die Botschaft war klar und deutlich: ihre Pulli-Welpen sind groß und fest und es gibt keine Grenze dieser Welt, über die sie nicht drüber hüpfen könnten.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin