Schwangerschaftsdepression – das sollte FRAU über das gar nicht so seltene Phänomen wissen

Wort Depression Hintergrund schwangere Frau
© istock/TolikoffPhotography
Vor nicht langer Zeit galt die Schwangerschaft auch unter Medizinern und Psychologen als Jungbrunnen und wahrer Glücksquell für die Frau. Doch in den vergangenen zehn Jahren haben sich Hinweise verdichtet, dass eine nicht unerhebliche Zahl von Frauen in den neun Monaten der Schwangerschaft depressive Episoden erleidet oder gar von einer chronischen Depression erfasst wird.

Wir von CARLMARIE erklären deshalb, wie es zu einer Schwangerschaftsdepression kommen kann, welche Symptome du in jedem Fall ernstnehmen solltest und welche Experten Hilfe leisten können. Außerdem erklären wir, warum gerade die Millennials, also die um die Jahre 1980 Geborenen, unter Schwangerschaftsdepressionen leiden und welcher Zusammenhang zwischen der Krankheit und den Lebensumständen der betroffenen Frauen besteht.

Frauen während der Schwangerschaft, das bedeutet voller Hormone zu sein, eine schöne glatte Haut, dichteres Haar und vollere Brüste zu bekommen. Frauen erhalten nun häufiger Komplimente noch schöner zu sein und fast schon einer Göttin zu gleichen, die bald das Wunder des Lebens schenkt. Das alles ist mehr als ein Mythos, gilt aber längst nicht für die ganze Schwangerschaft und auch nicht für alle Frauen. Denn ein nicht unerheblicher Teil von geschätzten 20 Prozent erfasst während ihrer Schwangerschaft große – schon fast in Paranoia gleitende – Sorge oder eine unerklärliche Traurigkeit, die immer noch völlig unterschätzt wird. Wie Statistiken zeigen, haben Schwangerschaftsdepressionen in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen. Anlass genug, sich diesem wichtigen Thema zu widmen.

Warum bleiben die Symptome oft unerkannt?

Noch bis in die 1990er Jahre hinein blieben Schwangerschaftsdepressionen oft unentdeckt, weil sie anderen, von der Schwangerschaft ausgelösten physiologischen Veränderungen im Körper der Frau sehr ähnelten. Die Veränderung bei Schlafintensität, Energieniveau und der Libido führten viele Ärzte eben auf eine Schwangerschaft und nicht auf eine Depression zurück. Darüber hinaus galt lange die Annahme, dass vorgeburtliche Hormone die Frauen vor depressiven Zuständen schützen würden.

Woran erkennt FRAU, dass sie an einer Schwangerschaftsdepression leidet?

An sich unterscheidet sich eine Schwangerschaftsdepression nicht von einer normalen Depression. Diese Erkrankung tritt bei Frauen doppelt so häufig auf wie bei Männern, und ihre Intensität ist bei Frauen in den Fortpflanzungsjahren am höchsten. Studien zufolge leiden etwa 70 Prozent aller Frauen während der Schwangerschaft an den Symptomen einer Depression. Bei 15 bis 20 Prozent können sich die depressiven Episoden zu einer chronischen und krankhaften Depression entwickeln, die in jeder Phase der Schwangerschaft ausbrechen kann und dringend behandlungsbedürftig ist. Grob zusammengefasst wird der oder die Depressive von einem Gefühl der Sorge, der Angst und der Trauer überwältigt, die in selteneren Fällen auch zum Auftreten von Paranoia führen kann.

 

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Frauen, die diese Störung bis zum Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft nicht kannten, könnten davon irritiert sein und zunächst nicht wissen, was mit ihnen los ist. Hier einige der untrüglichsten Symptome einer Schwangerschaftsdepression:

  • das übermäßige und ständige Gefühl, weinen zu müssen
  • große Probleme, sich auf etwas zu konzentrieren
  • Gefühle der Wertlosigkeit und Hoffnungslosigkeit
  • übermäßige Angst um das Baby
  • übermäßige Angst um die Geburt und die körperliche und geistige Unversehrtheit des Babys
  • geringes Selbstwertgefühl, z. B. übertrieben wahrgenommene Unzulänglichkeiten in Bezug auf die Mutterschaft
  • die Unfähigkeit, Vergnügen an Aktivitäten zu erleben, die FRAU normalerweise mochte
  • nie endende Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Essstörungen oder Fressattacken
  • schlechte Einhaltung der Schwangerschaftsvorsorge
  • Gedanken an Selbstmord

Gründe und Risikofaktoren für Depressionen während der Schwangerschaft:

Depressionen während der Schwangerschaft können zahlreiche Gründe haben. So kann Experten zufolge der rasche Anstieg des Hormonspiegels zu Beginn der Schwangerschaft die biochemischen Prozesse im Gehirn aus der Balance bringen und dadurch Depressionen auslösen.

Darüber hinaus gibt es aber anerkanntermaßen auch zahlreiche soziale Faktoren, die den Ausbruch einer Depression während der Schwangerschaft begünstigen können. Dazu zählen:

  • Stress wegen einer ungeplanten Schwangerschaft
  • besonderer Erfolgsdruck bei Schwangerschaft nach künstlicher Befruchtung
  • fehlende Leichtigkeit beim Gedanken an körperliche und geistige Unversehrtheit des Babys
  • fehlende Unterstützung des Partners und der Familie während der Schwangerschaft
  • physische und verbale Gewalt in der Partnerschaft
  • finanzielle Sorgen
  • eine der Schwangerschaft vorangegangene Depression

Warum müssen Schwangerschaftsdepressionen dringend behandelt werden?

Die Auswirkungen einer unbehandelten Schwangerschaftsdepression können schwerwiegend sein und gefährden vor allem die physische und mentale Gesundheit des Babys. Durch eine anhaltende Depression über einen längeren Zeitraum der Schwangerschaft hindurch können nicht nur Frühgeburten, sondern auch Wachstumsprobleme und psychische Schäden beim ungeborenen Baby ausgelöst werden. Wenn die Mutter unter zu hohem Stress steht, wird das Hormon Cortisol in zu hohem Maße produziert und kann so die Entwicklung des Ungeborenen stark beeinträchtigen.

Treten mindestens drei oder mehr der oben genannten Symptome über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen auf, ist es deshalb für jede Schwangere an der Zeit, mit ihrem Arzt über Behandlungsmöglichkeiten zu sprechen. Keine Frau muss ein fröhliches Gesicht machen, wenn sie leidet. Wer während der Schwangerschaft depressiv wird, sollte sich professionelle Hilfe holen. Vor allem auch im Interesse des eigenen Babys.
Mittlerweile wird schwangeren Frauen von Medizinern und Psychologen empfohlen, sich mindestens einmal während der Schwangerschaft auf Depressionen oder Angstzustände untersuchen zu lassen. Die Tests auf eine mögliche Schwangerschaftsdepression können übrigens in die normale Schwangerschaftsvorsorge eingebunden werden. Wenn die Schwangere sich allerdings auffällig hoffnungslos, deprimiert und ängstlich fühlt, dann sollte nicht der nächste Test-Termin abgewartet, sondern gleich reagiert werden. Der Gemütszustand sollte über einen Zeitraum von zwei Wochen beobachtet werden. Stellt sich dann keine Besserung ein, wird der Gang zum Arzt oder besser noch zu einem Psychologen unumgänglich. Gemeinsam mit ihnen können die nächsten Schritte einer Behandlung besprochen werden.

Gibt es eine wirksame Behandlung von Schwangerschaftsdepressionen?

Zunächst ist natürlich festzustellen, dass sowohl der Einsatz von Medikamenten als auch eine Nichtbehandlung der Schwangerschaftsdepression mit erheblichen Risiken verbunden ist. Allerdings überwiegen vor allem bei schweren Depressionen die Vorteile von Anti-Depressiva ihre Risiken. Deshalb sind nach Meinung der meisten Experten sowohl Medikamente als auch Psychotherapien wirksame Methoden zur Behandlung von Schwangerschaftsdepressionen.

Von erheblicher Bedeutung für die Linderung von Depressionen ist auch die soziale Unterstützung der Schwangeren. Sich mit Freunden und Gleichaltrigen in Verbindung zu setzen oder einer Selbsthilfegruppe beizutreten, kann entscheidend dazu beitragen, dass sich angehende Mütter nicht isoliert fühlen. Therapien, die die depressive Schwangere mit Licht, Bewegung und sozialer Interaktion in Berührung bringen, verfehlen meist nicht ihre Wirkung. Der erste Weg dahin ist oftmals der Schwerste. Deshalb sollten Frauen mit Schwangerschaftsdepressionen (oder womöglich nur mit einem Verdacht darauf) dazu ermutigt werden, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Nimmt die Zahl der Schwangerschaftsdepressionen zu?

Schwangere Frau die traurig ist
Junge Mütter sind häufiger von Schwangerschaftsdepressionen betroffen © istock/Motortion

Eine amerikanische Langzeitstudie namens JAMA Network Open Study hat ergeben, dass die Anzahl an Schwangerschaftsdepressionen in den vergangenen Jahren tatsächlich zugenommen hat. Bei jungen Müttern, die um das Jahr 1970 geboren waren, gaben lediglich 17 Prozent an, unter Schwangerschaftsdepressionen zu leiden, während bei den schwangeren Frauen der Millenial-Generation (um 1980 geboren) schon 25 Prozent angaben, während der Schwangerschaft Symptome einer Depression festzustellen. Die Mütter beider Gruppen waren bei der Befragung zwischen 19 und 24 Jahre alt.

Zwar können Depressionen während der Schwangerschaft Frauen jeden Alters treffen, aber junge Mütter scheinen dafür besonders anfällig zu sein. Die erhöhte Zahl wird von den Experten der Studie darauf zurückgeführt, dass immer mehr Frauen ihre Kinder in unsicheren sozialen und finanziellen Verhältnissen zur Welt bringen und deshalb schon während der Schwangerschaft großen emotionalen Stress verspüren. Laut Aussagen der JAMA Network Open Study unterstreichen die Ergebnisse die Notwendigkeit einer verstärkten Kontrolle und größerer Ressourcen, um junge Schwangere zu unterstützen und die potenziell weitreichenden Auswirkungen von Depressionen auf Mütter, ihre Kinder und zukünftige Generationen zu minimieren.

Wo kann ich Unterstützung und Hilfe finden?

Es gibt mittlerweile zahlreiche Informations- und Anlaufstellen für Hilfesuchende, ob im Netz oder ganz klassisch vor Ort. Einige der wichtigsten wollen wir Dir hier kurz vorstellen.

  • Deutsche Depressionshilfe
    • Sie bietet Hilfe, Beratung, Informationen und, besonders wichtig, regionale Anlaufstellen, zum Thema Depressionen für Betroffene und Angehörige. Zwar handelt es sich dabei zunächst um Infos zu verschiedenen Arten von Depressionen, allerdings finden auch Schwangere dort zielgerichtet Informationen.
    • Als eine erste Informations- und Übersichtsseite eignet sich diese sehr gut, da alle Hilfsangebote und Informationen auf Depressionen spezialisiert sind und weiterführende spezifischere Hilfsangebote vermittelt werden können.
  • Selbsthilfegruppen
    • In Selbsthilfegruppen kommen Betroffene und Angehörige zusammen und sprechen unter Anleitung über Ihre Krankheit, Gefühle, Probleme, aber auch alltägliche Dinge. Neben dem Kontakt zu anderen, erhalten Betroffene so vor allem das Gefühl, nicht allein zu sein. Zudem helfen Gespräche, sich der eigenen Situation bewusst zu werden und eine Zustandsverbesserung zu erreichen, ohne Druck und ohne verurteilt zu werden.
    • Die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen, kurz NAKOS, bietet eine umfassende Datenbank zu allen in Deutschland tätigen Selbsthilfegruppen an. Sie vermittelt außerdem Gruppen und bietet allgemeine Informationen zur Selbsthilfe.
  • Internetforen
    • Sie sind häufig eine Art virtuelle Version der Selbsthilfegruppe, in denen sich Betroffene austauschen können. Besonders, wenn in nächster Nähe keine Selbsthilfegruppe zu finden ist, bieten diese eine sehr gute Alternative um sich aktiv austauschen zu können.
  • Krankenkassen
    • Auch die eigene Krankenkasse bietet Informationen und Hilfsangebote. Neben der Möglichkeit persönlich vorstellig zu werden, bieten die Krankenkassen auch telefonische Beratung, sowie Informationen auf ihren Webseiten.
  • Telefonseelsorge
    • Unter den kostenfreien Nummern 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123 erhält man jederzeit, ganz anonym Hilfe und Zuspruch. Besonders in akuten Phasen einer Depression sollten sich Betroffene nicht scheuen anzurufen und Sorgen zu teilen. Wer nicht sprechen möchte, oder kann, kann außerdem online über den Chat der Telefonseelsorge mit den Mitarbeitern Kontakt aufnehmen.