Animal Print – Das vielleicht älteste Fashion-Muster der Welt

wunderschöne frau im leoparden look - animalprint trend
©istock/Slava_Vladzimirskaya
Ob Leopard, Tiger oder Dalmatiner – Animal Print wird in jedem Jahrzehnt aufs Neue gern getragen und scheint einfach nicht aus der Mode zu kommen. Kein Wunder eigentlich, handelt es sich dabei doch um eines der ältesten Kleidungsstatements überhaupt.

Am Anfang waren die Tierfelle noch echt und lediglich Königen oder hochrangigen Persönlichkeiten vorbehalten. Im 20. Jahrhundert entdeckte dann die Frauenbewegung das „Leopardenfell“ für sich. Stilikonen wie Bettie Page, Elisabeth Taylor oder Debbie Harry betonten ihre wilde und freie Seite und zeigten sich in Animal Print als Jäger und Beute zugleich.

Fang das Biest unserer primitiven Vergangenheit

Tierhäute boten in fast allen urzeitlichen Gesellschaften Schutz vor Kälte, hatten darüber hinaus allerdings auch eine hohe spirituelle Bedeutung. Denn das Fell eines Tieres zu tragen, hieß seine Kraft zu besitzen. Heute müssen für den „Animal Print“-Look kein Leopard, Zebra oder Gepard mehr sterben.

Doch obwohl die Maserungen nur noch aufgedruckt sind, versuchen wir vielleicht immer noch ein wenig von unserer primitiven Vergangenheit einzufangen. Über viele Jahrhunderte galten Tierfelle als unzivilisiert und verpönt, doch spätestens nach dem 2. Weltkrieg entdeckten Modedesigner diesen alten Chic als eindrucksvolles Symbol und Spur zu antiker Macht und Reichtum. Selten, sexy und vor allem gefährlich sollte es aussehen. Dieses wilde Statement war spätestens ab den 1950er Jahren nicht mehr aus der Modewelt zu bringen.

Ich Tarzan, Du Jane

Eine Pionierrolle für den Animal Print als Fashionmuster spielten während des 2. Weltkriegs in den 1940er Jahren die berühmten Pin-up-Girls. Und deren Königin war Bettie Page, die als Model für gewagte Fetisch-Fotografie zur Stil-Ikone aufstieg. Auf einigen ihrer besten Bilder posierte Bettie zwischen Zebras, Rehen oder Geparden in einem Tarzan-ähnlichen Minikleid. Frauen wurden gerade in den 1940er Jahren gern als sexuelle Räuber dargestellt, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass sich Männer mit der zunehmenden Emanzipation der Frau nicht besonders wohl fühlten. Bettie Page in ihrer Gepardenwäsche – das waren starke Bilder weiblicher Macht. Und Inspiration für zahlreiche Frauen ebenfalls Tiermuster zu tragen.

Christian Dior, Mitzah Bricard und ihre Liebe für Leoparden

Bettie Page – das war noch Mode für das Hinterzimmer. Aber ab den 1950er Jahren machte vor allem der legendäre Pariser Modezar, Christian Dior den Animal Print auch für die Haute Couture salonfähig. In Wirklichkeit war es allerdings die Obsession seiner überaus schicken Muse Mitzah Bricard, die den Franzosen inspirierte. Bricard konnte nicht vom Leopardenfell lassen und so produzierte Dior ihr zuliebe Accessoires, Kleider, Hüte und ganze Werbekampagnen mit dem Druck des geschmeidigen Raubtieres. Wo Bettie Pages Gepardenfummel allerdings eher ordinärer, übertriebener Sexualisierung entsprang, war Christian Diors Animal Print schick, raffiniert und angesagte Mode auch der Upper Class. Dank ihm war in den 1950er Jahren eigentlich kaum eine Garderobe ohne den Hauch von Leopard komplett.

Debbie Harry, Punk und zerrissene Gepardenstrümpfe

Der Siegeszug des Animal Print machte auch in den 1960er Jahren nicht halt. Wild und frei wie ein „Easy Rider“ hieß das Motto. Und kaum ein Modemuster symbolisierte das so stark wie exotische Tiermaserungen. Gefleckte Hosenanzüge und lässig übergeworfene Fellteile waren modischer Ausdruck der Hippie-Bewegung. Nur echt durften sie für die Ökofreaks natürlich nicht sein. Deutlich gefährlicher und anstößiger mochten es da schon die Freaks und Punks der späten 70er Jahre. Animal Print wurde nun endgültig zur Fashion der Rockstars und jener, die es gern gewesen wären. Hautenge Leoparden-Minis, zerrissene Gepardenstrümpfe, Zebra-Leggins – niemand konnte das besser tragen als Debbie Harry, die Sängerin von Blondie. Zur selben Zeit setzte sich das Animal Print auch in allen anderen Modebereichen durch. Tierdrucke gab es nun auch auf Nachthemden, Dessous, Schlaghosen oder High Heels und Plateauschuhen. Zu dieser Zeit gab es eine Menge Animal Print-Ikonen. Eine der größten war mit Sicherheit Jackie Collins, die sich als ältere Schwester von Joan Collins und Bestseller-Autorin für Kitschromane einen Namen gemacht hatte. In einem berühmt gewordenen Interview zu ihrer größten Schwäche befragt, antwortete Jackie: „Ich trage einfach zu viel Leopardenmuster“.

Grrrr, Baby

Natürlich spielte Animal Print auch in den 1990er Jahren seine Rolle in der Mode. Victoria Beckham, damals noch als „Posh Spice“ bekannt, interpretierte ihre Rolle bei den Spice Girls vorzugsweise im Leoparden-Mini und Axl Rose von Guns’n Roses stürmte weltweit die Bühnen mit einem Outfit, dass sowohl die Felle wilder Raubkatzen als auch die Hautfärbung von Schlangen und Krokodilen imitierte. Auf dem neuesten Stand der damaligen Mode war das beides nicht, denn ein wahres Revival erlebte in diesem Jahrzehnt vor allem der Animal Print „Zebra“. Weil in den 1990ern und auch um die Jahrtausendwende allerdings so ziemlich alles ging, wurden auch die diversen Animal Prints mit so ziemlich allen Farben gemixt, die zu haben waren. Die Maserung von Gepard, Giraffe, Leopard oder Zebra blieb erhalten, aber farblich konnte es auch schonmal blau, grün, gelb oder alles zusammen sein. Unvergessen sicherlich: die pinkfarbene Leoparden-Leggins, die es in dieser Ära zu zweifelhafter Berühmtheit brachte.

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Animal Prints haben auch diese Zeiten schadlos überstanden und sind bis zum heutigen Tag nie wirklich aus der Mode geraten. Die Fellmaserungen von Leopard, Zebra, Tiger, Giraffe, Gepard oder Dalmatiner werden auch in der Zukunft sexy, schick, lustig, gefährlich, elegant, abenteuerlustig, verführerisch und irgendwie brillant sein. Es zwingt den Träger oder die Trägerin dazu, seine oder ihre ursprüngliche Seite zu zeigen. Ein wildes Tier kann seine Flecken niemals verändern. Grrrr, Baby!

 

 

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