Puff-Ärmel, Schulterpolster und Power-Anzüge – diese 80er Outfits liegen wieder voll im Trend
Die Sehnsucht nach den Achtzigern scheint so groß zu sein, dass sie seit ein paar Jahren auch die Fashion-Industrie erfasst hat. Mittlerweile hat sich fast jeder große Mode-Designer am 80‘s-Revival abgearbeitet und dabei wurden einige bemerkenswerte Stile aus der Rumpelkammer zurück ans Licht befördert. Wir stellen hier die wichtigsten Mode-Trends des 80er Jahre-Revivals vor, die auch wir gerne noch ein bisschen länger sehen würden.
Puffärmel und Volants
Als Fashion-Designer Hedi Slimane 2016 in sein letztes Jahr als Chefdesigner bei Yves Saint Laurent ging, da wollte er den Laufsteg einfach noch in eine Tanzparty verwandeln. Und die sollte nach nichts mehr aussehen, als nach den 1980ern. Und woran das zuallererst zu sehen war: Kleider mit Puffärmeln. Ein Modetrend aus dem Biedermeier, der das letzte Mal vor 30 Jahren „in“ war? Really? Die vergangenen drei Jahre haben Slimane recht gegeben. Während der diesjährigen Frühjahrssaison brachten Designer wie Stella McCarthy und Valentino oder Firmen wie Rodarte, Mara Hoffman und Marc Jacobs zahlreiche Puff-Ärmel Styles auf die Laufstege und hoben den Trend nochmal auf ein neues Level. „Puffy Sleeves“ wie sie im Englischen genannt werden, waren auf einmal auf den Instagram-Accounts der größten Mode-Influencer zu finden. Big is back – die 80er mit ihrem Gigantismus sind zurück. Und mit ihnen auch voluminöse Kleidungsstücke. Mit Puffärmeln, wer hätte das gedacht, schlägt der 80er-Trend seine bisher größten Kapriolen und wirkt dabei keineswegs „aufgeblasen“.
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Mittlerweile fragt sich jede zweite Frau, wie sie die Puffärmel am stilsichersten in ihren Outfits einsetzt. Na ja, die Frage ist leicht zu beantworten: Bei weitgeschnittenen Blusen mit Puffärmeln solltest du immer auf einen tailliert geschnittenen Rock oder eine Hose setzen. So wird trotz der voluminösen Schulterpartie die weibliche Silhouette gestreckt. Schimmernde Stoffe wie Satin oder Seide lassen den Look noch edler wirken. Eine sichere und auffallend attraktive Variante wäre eine Puffärmel-Bluse mit einem Lederrock sowie mit Volants und Tweed-Schuhen zu kombinieren. Übergroße Ärmel sind ohne Zweifel ein Stil-Statement. Wer jetzt noch zögert diesen Trend auszuprobieren, sollte vielleicht mit etwas Einfachem beginnen. Ein Oberteil mit Puffärmeln kann beispielsweise mit einer einfachen Jeans oder einem Rock kombiniert werden. Oder ein Kleid mit Puffärmeln mit klassischen weißen Turnschuhen oder ein Paar Sandalen.
Das Comeback der Puff-Ärmel hat übrigens mittlerweile zu einem nagelneuen Trend geführt: dem Einsatz sogenannter Statement-Ärmel, die wie ein eigenes, vom Oberteil losgelöstes Kleidungsstück oder Mode-Accessoire wahrgenommen werden. Dabei handelt es sich um extravagante Ärmel, die alle Blicke auf sich ziehen: Statement-Ärmel gibt es in einer breiten Palette von Varianten. Bei sogenannten Bischofsärmeln etwa sind die Ärmel nur ein bisschen aufgebauscht, bei Trompetenärmeln haben diese eine glockige Form und Puffärmel wurden ja bereits vorgestellt.
Power-Anzüge
Wer wie Joan Collins als Alexis Colby in der Serie „Denver Clan“ mit den Männern Ping Pong spielen wollte, musste als Frau in den 80ern in jedem Fall einen maßgeschneiderten Anzug mit breiten, gepolsterten Schultern tragen. Die Schulterpolster waren ein absolutes Muss. Diese konnten sich allerdings auch in einer Power-Bluse verstecken, die dann über einer Power-Hose vorzugsweise in Grau oder Beige getragen wurde. Giorgio Armani, der ebenso wie Landsmann Gianni Versace besonders angesagte Power-Anzüge entwarf, sagte darüber einmal: „Mein damaliger Erfolg in den Achtzigerjahren war auch Karrierefrauen zu verdanken, die vielleicht zu dicke Beine oder zu mächtige Oberschenkel besaßen und sich durch meine fließende Kleidung, die ihre Fehler verbarg, gut geschützt fühlten.“
Oversized-Blazer
In der Power-Version wurde in den 80ern über einem eng taillierten Rock gern ein Blazer getragen, der nicht oversized genug sein konnte. Es entstanden ein stolzer Auftritt und eleganter Gang, wenn die Schultern (natürlich auch großzügig gepolstert) breiter waren als die Hüfte. In der Version der Teenager (siehe Molly Ringwald in „Style Ikonen der 80er“) wurden die Blazer in Übergröße gern mit einer High waisted stonewashed-Jeans kombiniert und mit bunten Ansteckern versehen. Beide Stil-Varianten haben ihren Weg zurück auf die Laufstege gefunden und werden wohl – der Armee an Instagram-Influencern sei Dank – auch so schnell nicht wieder verschwinden.
Taillierte Jumpsuits und Overalls
Diese Overalls, welche im oberen Teil oftmals ebenfalls gewaltige Schulterpolster aufwiesen und im unteren Teil mehr Harem-Hosen glichen, waren für viele Frauen in den 80ern die eigentlichen Favoriten. Man kam schnell rein und auch wieder raus und ansonsten musste man sich nicht besonders viele Gedanken über mögliche Farb- und Style-Kombinationen machen. Viele schwärmen noch heute, dass sie sich vor allem in den taillierten Jumpsuits mit formschönen Gürteln in den 80ern besonders elegant gefühlt hätten.
Neonfarben
Eine der wichtigsten Charakteristika der 80er-Mode waren mit Sicherheit die knalligen Farben. Dazu gehörte auch blendendes Neon. In diesen grellen und fluoreszierenden Farben (vor allem grün, gelb und pink) schien jeder Zweite in den 80ern ein Kleidungsstück oder Accessoire zu besitzen. Warum war Neon so beliebt? Es war besonders weit sichtbar, war ein klares Statement einer selbstbewussten Jugend, die sich optimistisch präsentieren wollte. Ob das auch heute so ist, steht zur Debatte. Wer allerdings Neon trägt – und das tun momentan nicht Wenige –, muss sich um Aufmerksamkeit keine Sorge machen.
Bunte Haargummis/ Haar-Reifen
Auftoupierte Frisuren, Zöpfe und Pferdeschwänze waren besonders angesagt in den 80ern. Und um die Gebilde ordentlich arrangieren zu können, wurden Bänder, Reifen und Gummis in allen erdenklichen Farben und Formen getragen. Die für die 80er unverzichtbaren Accessoires wurden vorzugsweise auch um das Handgelenk getragen, um schnell einen möglicherweise notwendigen Frisurenwechsel einzuleiten. Heute, mitten im 80er Revival, feiern die einstigen Eyecatcher nun ein großes Comeback. Bei Google ist die Suche nach Haargummis seit 2018 sprunghaft angestiegen und ein Beweis dafür, dass die Jugend wieder auf Zöpfe, Pferdeschwänze und toupierte Frisuren setzt.
High Waisted Jeans – Falten-Denim
Rockstars wie Tina Turner machten es in den 80ern vor: Frauen trugen die Jeans so, dass man sie heute High Waisted nennen würde. Darüber ein T-Shirt und ein nur hüfthohes, langärmliges Jäckchen -und fertig war sie, die Power-Frau der Eighties. Jeans wurden in dieser Dekade eigentlich in jeder erdenklichen Form getragen. Doch besonders beliebt war die sogenannte „Mom Jeans“, eine Art Karottenhose, die oberhalb des Knöchels endete und deshalb früher auch gerne Hochwasserhose genannt wurde. Oberschenkel und Po waren hingegen eher weit gehalten, was einen allgemein bollerigen Eindruck vermittelt. Und genau diese „Mutti-Jeans“ ist nun unter den Bloggern und Influencern wieder besonders angesagt. Richtig cool wird es aber erst dann, wenn sie noch ordentlich stonewashed ist. Denn ohne diesen Look wäre eine Jeans wohl kaum dem 80er-Revival zuzurechnen.
Harem- oder Pumphosen
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Um sich ein wenig orientalisch und geheimnisvoll zu geben, wählten Frauen (vor allem die, welche sich zur gehobenen Klasse zählen lassen wollten) in den 80ern mit Vorliebe weit geschnittene, sogenannte Harems- oder Pumphosen, die sehr weit geschnitten und pluderbeinig waren. Solche Hosen sitzen locker auf der Taille oder der Hüfte und werden entweder unterhalb des Knies oder knapp oberhalb der Knöchel mit einem breiten Gummizug abgeschlossen. Typisch ist der tiefe und weite Schritt. Damit war die Haremshose im Sommer ein optimales Beinkleid.
Mini-Röcke
Nach Madonna und noch bevor in der zweiten Hälfte der 80er die abgeschnittene Jeans-Hot-Pants in Mode kamen, schien jedes Mädchen und jede junge Frau einen Minirock zu besitzen. Ob Leder, Lack oder Jeans – der Minirock feierte eigentlich erst in den 80ern wirklich seine beste Zeit. Und auch jetzt sind die Dinger wieder voll angesagt und jede scheint einen zu tragen.
Gigantische Ohrringe
Eine der bisher nicht genannten Style-Ikonen der 80er war die englische Sängerin Sade, die in Sachen Mode einige Duftmarken setzte. Eines ihrer sichtbarsten Style-Elemente waren allerdings unglaublich große Ohrringe (in Reifenform auch Kreolen genannt). Auffällige Ohrringe waren danach lange nur noch in der Rockvariante, also zum Beispiel mit einfallslosen Totenköpfen, angesagt. Doch jetzt, da die 80er den Glam-Style wieder in Mode bringen, kommen auch die Ohrringe zurück. Und Kreolen können nunmal einem schönen Gesicht einen noch exotischeren Ausdruck verleihen.
Soweit zu den gefeierten Revivals, aber es gibt auch einige modische Fehlgriffe aus den 80ern, die wir lieber nie wieder sehen möchten.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin