Der moderne Zweiteiler wurde am 05. Juli 1946 erstmals von Louis Réard in Paris präsentiert und am 18. Juli 1946 patentiert.
Allerdings hat es längst vorher schon dem Bikini ähnelnde Kleidung gegeben, das zeigen antike Darstellungen, zum Beispiel von römischen Sportlerinnen. Einfach hatte es das Kleidungsstück jedoch nicht. Selbst nach der Präsentation in der Öffentlichkeit – das war in Paris – wurde der Bikini regional immer wieder verboten. Er galt als schamlos und skandalös, Filme durften ihn nicht zeigen, selbst bei Schönheitswettbewerben war er tabu.
Das Figurideal in den 1950er-Jahren sah runde Hüften, eine Wespentaille und einen vollen Busen vor. Und diesen Merkmalen konnte ein Zweiteiler nicht genügen. Erst mutige Frauen wie Marilyn Monroe oder Brigitte Bardot durchbrachen 1953 die hemmenden Wände.
In den 60ern war es ein Ohrwurm, der den Bikini auf einer Welle emportrug und ihm zum Comeback verhalf: IItsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand Bikini. Auch in Magazinen warb man für das knappe Kleidungsstück. Und wieder waren es Filme, die den Bikini zum Beispiel als dramaturgisches Accessoire einsetzten. Aber die Euphorie hielt nicht an, Badeanzüge verdrängten das zweiteilige Modell, es gab Strafen für Bikiniträgerinnen.
Im Übergang zu den 70er-Jahren brach die Ära der Jugendrevolution an, mit dem Wirtschaftswachstum entstand Werbung und diese ließ – mit einem Schuss Sex versehen – die Umsätze deutlich steigen. Freizügige und ausgefallene Modelle unterstützten die Frauen bei ihrer Emanzipation.
Strandgängig wurde der Bikini auch aufgrund neuer, elastischer Textilfasern, die bessere Passform und höheren Tragekomfort gewährleisteten – und Schwimmen war mit den neuen Modellen tatsächlich durchaus möglich.
Schulterpolster, Puffärmel und Karottenhosen – die Mode der 80er war schräg und schrill. Da wundert es nicht, dass auch die Badebekleidung bunt und bizarr ausfiel. Slips mit wahnsinnig hohem Beinausschnitt, Farben wie Knallgelb, Pink und Giftgrün, breite Taillengürtel machten die Mode facettenreich. Kennen Sie zum Beispiel noch den Klemmbikini? Ein Stück Stoff, eingearbeitete Bügel, fertig ist die Strandmode, die sehr wenig bedeckt, gut hält und sexy ausschaut. Oder die wasserfesten Busenaufkleber?
Der Animalprint war in den 90er-Jahren in und ziert auch heute viele Modelle.
Für die knappe Bekleidung spricht so einiges, auch neben der nicht zu unterschätzenden ästhetischen Wirkung: „Du schwitzt, er sitzt. Ein Bikini ist das modischste und praktischste Outfit beim Sport“ meinte Gabrielle Reese, Beachvolleyball-Weltmeisterin. Die strikte Bikinivorschrift bei dieser Sportart wurde 2012 allerdings wieder abgeschafft!
Gegenwärtig gibt es unterschiedliche Modeströmungen. Einerseits werden vor allem in den USA und Lateinamerika sogenannte Microkinis beliebter. Das sind ausgesprochen knapp gehaltene Bikinis, die gerade noch die Schamlippen bedecken. Zum anderen werden weitere Formen der Badebekleidung entworfen, die dem zunehmenden Anteil muslimischer Bevölkerung in westlichen Ländern gerecht werden. Neu im Angebot ist ein Burkini (Wortschöpfung aus „Burka“ und „Bikini“), der islamischen Frauen die Teilnahme am Strandleben ermöglichen soll.
Sie hört also nicht auf, die Entwicklung des Bikinis. Bunt und munter, mit mehr oder weniger Stoff, verziert er die weibliche Figur. Schön, dass es dich gibt!!
freiberufliche Korrektorin und Lektorin für die Leipziger Volkszeitung, Sächsische Zeitung und die CarlMarie GmbH