Wie entstehen eigentlich Modetrends?

Laufsteg
Die Laufstege der Welt bestimmen mit, was in Mode ist ©istock/Goran Jakus Photography

Eine kleine Geschichte der Trends und Moden seit den 1960er Jahren

Die Mode der 1960er Jahre spiegelte den kulturellen Umbruch ihrer Zeit wider. Und der wurde vor allem in den späten 1960ern durch die Hippie-Bewegung eingeleitet. „Make Love Not War“ hieß es. Und: „Jetzt sind wir dran!“ Frauen trugen gerne Indianer-Stirnbänder und große Medaillons um den Hals. Natürliche Stoffe wie Leinen waren in. Und es kam die große Zeit von Miniröcken und Hotpants. Mondlandung und Science-Fiction-Filme hatten auch psychedelische Großmuster im Space Look in Mode gebracht. Knallbunte Strumpfhosen wurden mit Mini-Röcken, Mini-Kleidern und kniehohen Go-Go-Stiefeln kombiniert. Befeuert wurde das Ganze durch die Entwicklung synthetischer Garne wie Polyester, Spandex oder Lycra.

In den 1970er Jahren hatte man genug von „Back to the Roots“ und Hippie-Romantik. Lieber wurde der spacige Weltraum-Style für die Disco-Ära geklont. Haare mussten nun frisch gewaschen und gefönt sein. Beide Geschlechter standen auf Schlaghosen und bestickte Blusen oder Hemden. Statt weit und locker fallend, musste nun alles knalleng und körperbetont sein. Plateauschuhe machten Frauen wie Männer ein paar Zentimeter größer und der jeanslastige „Country-Style“ setzte sich in allen Milieus als konservative Mode durch.

Dieser sorg- und gedankenlose Hedonismus rief nur wenig später die Punk-Bewegung auf den Plan. Designer wie Vivienne Westwood orientierten sich an der Leder-Mode der aufkommenden Schwulen-Bewegung und zerschnitten alles, was vor ein paar Jahren noch ultra-hipp und modern war. „Search and Destroy“ und „No Future“ waren die Parolen und damit auch die perfekte – aggressive – Antwort auf die wirtschaftliche und politische Situation der Zeit. Mit gebleichten Jeans, nietenbesetzten Lederjacken und schweren Kampfstiefeln waren die Punks all das, was der glamouröse und dekadente Disco-liebende Mainstream nicht war. Kleidung wurde nun vorzugsweise nicht in teuren Läden sondern „Zweite Hand“ gekauft und dann nach dem Motto „Mach’s selbst“ neu verarbeitet und kombiniert.

 

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Diese Idee wurde in den 1980er Jahren von den Pionieren des „Urban Style“ aufgegriffen und in einer poppige Variante populär gemacht. Frauen trugen Neonfarben, Gummischuhe, enge Jeans, Leggings, über die Schulter fallende Strickpullover und übergroße Sweatshirts. Bei Männern wurde das an den Ärmeln hochgekrempelte Jacket beliebt und die Power-Anzüge beider Geschlechter hatten beeindruckende Schulterpolster. Miniröcke wurden aus Jeans und Leder hergestellt und oft über Leggings getragen. Der Film „Flashdance“ machte zerrissene Sweatshirts und Beinwärmer und Madonnas Netzstrümpfe sowie abgeschnittene Handschuhe populär.

 

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Auch aus diesem Mainstream entwickelte sich der nächste Trend. Hedonismus, seichter Pop und grelle Neonkleidung waren out. Nun hieß es das Holzfällerhemd und die zerrissenen Jeans herauszuholen, um in den 1990iger Jahren Teil der Grunge-Bewegung zu werden. Groß wurde jetzt auch der Gothic-Look, der monochrom schwarze Kleidung, schwarze Stiefel und verzierte Armbänder im Stil von Bands wie Nine Inch Nails und Marilyn Manson enthielt.

In den späten 1990er Jahren machte dann Techno die Musik bei den Modetrends. Babydoll-Kleider, bauchfreie T-Shirts, Baggy-Jeans und Buffalo-Schuhe mit gigantischen Plateusohlen – so dresste sich die Club-Generation. Seitdem haben sich Trends und einstmals lange Mode-Perioden (trotz Hipster-Bewegung) in einen sich ständig verändernden Individualismus aufgelöst. Alle möglichen Trends scheinen aktuell zusammen zu existieren. Die Mode der 1960er, 1970er, 1980er und 1990er Jahre wird nach Lust und Laune und in immer kürzeren Abständen recycelt.

Im dritten Teil stellen wir Euch sechs Arten, wie heute Trend beginnen vor. So erkennt auch Ihr die teils so schnelllebigen und vergänglichen Trends.