Noch so eine Niederlage, wie die Anfang November, und der DSC hätte im Herbst 2016 mit weit mehr zu tun gehabt, als der Moderation einer Krise, die nach dem Spiel am 12. November dann doch auf das Beiwort „mini“ geschrumpft war. Zwei Partien hatten die Deutschen Meisterinnen vom Volleyballclub Dresden und ihrer Zustellerin Mareen Apitz in Folge verloren. Daheim gegen den großen ostdeutschen Erzrivalen und späteren Meister, den Schweriner SC e. V., der die „Schmetterlinge“ 1:3 besiegte. Und wenige Tage später im Pokal 0:3 gegen den späteren Finalisten MTV Stuttgart, ebenfalls daheim und noch eine Spur deutlicher als beim Supercup vor Beginn der Saison, als die MTV-Frauen 1:3 gewannen. Wettbewerbsübergreifend waren das drei Niederlagen. Mit denen fuhren die Titelfavoritinnen damals zum Auswärtsspiel in Aachen – und gewannen gegen die Ladies in Black 3:1.
Damit hielten die Dresdnerinnen Anschluss an die Tabellenspitze. Schwerin saß mit zwölf Punkten ganz oben, gefolgt vom MTV Stuttgart (neun Zähler) und dem DSC. Es war also noch nichts verloren, und die Meisterschaft noch drin.
Gott sei Dank! Kaum vorstellbar, was eine dritte Pleite en suite mit den ohnehin schon verunsicherten Titelverteidigerinnen hätte anstellen können. Nicht, dass sie das Spielen über den Sommer hinweg verlernt hatten, aber sechs Abgänge waren doch schwerer zu verkraften, als anfangs gedacht. „Nach zwei Niederlagen war das ein ganz wichtiger Sieg für uns“, sagte nach der Partie Trainer Alexander Waibl, „der bringt uns in der Bundesliga in eine gute Position. Es war nicht unbedingt schöner Volleyball, den wir gespielt haben, aber wir wissen, dass wir unsere Defizite nicht von heute auf morgen abstellen können.“
Die Hoffnungen ruhten auf der Winterpause. In der hatte der DSC sechs Wochen spielfrei. Bis dahin aber hieß es, wenn auch nicht so elegant wie früher, dann eben über Wille und Moral die kommenden Spiele zu gewinnen. Und hoffen, dass Mareen Apitz nicht nachlässt.
Die 29-Jährige, die in der Saison 2016/2017 von Sunny-Dessous über den Verein gesponsert wurde und deshalb unser Logo auf dem Ärmel trug, ist inmitten des neu besetzten Kaders eine der verlässlichsten Größen. Man durfte das nicht unbedingt erwarten, die Zustellerin war erst im Sommer von zwei Auslandsjahren in Frankreich (bei Cannes) und in Aserbaidschan (bei Azzerail Baku) zu ihrem Heimatverein zurückgekehrt. Und niemand konnte sagen, wie gut ihr diese zwei Jahre getan haben. Oder auch nicht.
Doch die Nationalspielerin wirkte in ihrem Comeback-Jahr beim DSC, als wäre sie nie weg gewesen. Im Spiel gegen Aachen wurde sie zur besten Spielerin der Partie gewählt. Das war nach den ersten vier Saisonspielen bereits ihre dritte Auszeichnung als MVP gewesen, ein Mal wurde sie Zweite der Wahl.
Für den DSC war die Rückkehr der vielleicht bekanntesten Dresdner Spielerin der jüngeren Volleyball-Geschichte schon zu diesem Zeitpunkt ein Segen. Kaum vorstellbar, nachdem Apitz im Sommer zahlreiche Angebote aus anderen Ligen Europas hatte – aus Polen, der Türkei und noch mal Aserbaidschan. Aber Apitz wollte unbedingt nach Dresden zurück. Des Trainers wegen, „er ist einer der besten Deutschlands, und weiß, wie ich spiele.“ Der Stadt und des Vereins wegen: „Ich bin immer mit dem DSC in Kontakt geblieben. Das ist mein Ding hier. Ich schätze das Gefühl, bei einem Verein zu spielen, bei dem ich aufgewachsen bin und der jetzt auf so einem Level angekommen ist.“
Und weil es da noch was zu erreichen gibt, dass sie selber noch nicht geschafft hat, wohl aber der Verein in der Saison 2015/2016: das Double aus Meisterschaft und Pokal. „Das habe ich nämlich noch nicht.“ In ihrem ersten Jahr blieb ihr der Wunsch verwehrt, der DSC schied im Pokal schon gegen Stuttgart aus und später dann auch im Playoff-Halbfinale um die Meisterschaft. Doch Mareen Apitz ist ja nicht nur zu Besuch in ihrer Geburtsstadt und bei ihrem Jugendliebe-Club. Sie hat ja einen Vertrag bis 2018.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin