Seit nunmehr neun Jahren ist der Schwabe Alexander Waibl für den Frauen-Volleyball an der Elbe verantwortlich. Neun Jahre, in denen die „Schmetterlinge“ vom DSC von Erfolg zu Erfolg flogen. Drei Meistertitel, zwei Pokalerfolge – nur im vergangenen Jahr konnte man die Hand nicht an die begehrten Trophäen bekommen. Die kleine Durststrecke wurde nun beendet. Im DVV-Pokalfinale siegte Dresden gegen Wiesbaden klar. Zur Belohnung empfing Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer die Gold-Damen und bekam von ihnen ein handsigniertes Pokalsieger-Shirt mit Sunny Dessous-Logo überreicht.
Die vergangenen Wochen waren für die Frauen um Mareen Apitz, Katharina Schwabe und Piia Korhonen ein bisschen zum Vergessen. Nach der Auftaktniederlage in der Bundesliga am 14.10.2017 gegen den SC Potsdam hatten sich die Schmetterlinge zu einer wahren Erfolgslawine entwickelt. In Liga, Pokal und Europapokal (CEV-Pokal) wurden 19 (!) Partien hintereinander gewonnen, bevor die Dominatorinnen von der Elbe dann gleich drei schmerzhafte Niederlagen innerhalb von drei Wochen einstecken mussten. „Wegen der Niederlagen und den nur knappen Siegen dazwischen waren wir vor dem Finale doch sehr angespannt“ gab Kapitänin Katharina Schwabe dann auch zu. „Auf der Busfahrt zurück aus Mannheim waren wir alle nur noch glücklich und haben uns über die Dinge unterhalten, die wir nun in den wenigen freien Tagen machen wollen. Am Ende waren wir alle so kaputt, dass wir nur geschlafen haben.“ Voll des Lobes für seine Pokalheldinnen war auch Trainer Alexander Waibl. Seine Schmetterlinge hätten bewiesen, was „innere Geschlossenheit“ und „wahrer Teamgeist“ bedeuten. „Wir haben hier eine Truppe, die nie auseinanderfällt, die immer an sich glaubt“, so der 49-Jährige. Das sei vor allem jetzt wichtig, wo die Meisterschaft-Playoffs und damit die Entscheidungsspiele der Saison anstehen.
Und der Druck diesbezüglich liegt nun eindeutig bei den großen Liga-Konkurrentinnen aus Stuttgart und Schwerin. Gegen beide Teams verloren die Schmetterlinge ihre Ligabegegnungen im Januar und im Februar mit jeweils 3:0 klar. Doch „mindestens einer unserer Konkurrenten wird am Ende der Saison mit leeren Händen dastehen“ stellte Trainer Waibl genüsslich fest. „So, wie wir im vorigen Jahr“.
Eine Einschätzung, die allerdings nicht ganz stimmen dürfte. Denn sowohl Rekordmeister Schweriner SC als auch Liga-Tabellenführer MTV Stuttgart haben sich ihre Chancen auf den Gewinn des Europapokals (CEV Pokal) bewahrt und stehen dort im Halbfinale gegen den türkischen Rekordmeister Eczacibasi Istanbul (Schwerin) und die weißrussischen Champions von Minchanka Minsk (Stuttgart).
In diesem Halbfinale hätten auch die Schmetterlinge stehen können. Doch im innerdeutschen Duell gegen die Tabellenführerinnen aus Stuttgart waren die Volleyball-Frauen vom DSC im Viertelfinale chancenlos geblieben. Schon nach der 0:3 Hinspielniederlage in der Margon-Arena am 21.02.2018 waren eigentlich alle Messen für Apitz, Schwabe & Co. gelesen. Stuttgarts Angriffsmaschinerie lief in beiden Partien auf Hochtouren und die Dresdnerinnen hatten zum ersten Mal in dieser Saison große Probleme mit der Annahme der druckvollen Aufgaben des Gegners. Auch im Block kamen die Schmetterlinge nicht wirklich hinterher.
Doch das alles wird vergessen sein, wenn es nun gegen die Spielerinnen des SC Potsdam in die Playoffs geht. Obwohl die Brandenburgerinnen gleich die erste Partie der laufenden Saison gegen den DSC gewinnen konnten, ließ sich die Frühform nicht halten und am Ende reichte es lediglich für Platz 7. Nicht nur das 3:1 des DSC im zweiten Meisterschaftsspiel am 17.01.2018 sondern auch die übrigen Statistiken der vergangenen Jahre weisen die Schmetterlinge für die beiden Spiele am 17.03.2018 in Dresden (17:30 Uhr in Margon Arena) und am 25.03.2018 in Potsdam (17:00 Uhr in MBS Arena) als klaren Favorit aus.
In allen bisher stattgefundenen Duellen der beiden Teams konnten die Schmetterlinge bisher 13 von 17 Partien gewinnen. In der laufenden Saison haben beide Mannschaften ihre Heimspiele gewonnen. Allerdings konnte im DVV-Pokalviertelfinale im November schon einmal ein DSC-Sieg in einer K.O.-Situation verzeichnet werden. Ein wirkliches Duell wird es auch zwischen den Topscorerinnen der aktuellen Bundesligasaison geben. Die Diagonalangreiferinnen Pia Korhonen (DSC – 324 Punkte) und Marta Drpa (Potsdam – 333 Punkte) gehören zum besten, was die deutsche Volleyball-Bundesliga der Frauen momentan zu bieten hat.
Und für die Schmetterlinge spricht natürlich auch ihre Nervenstärke. Denn auch in schwierigen Situationen behalten die Schützlinge von Coach Alexander Waibl einen kühlen Kopf. „Unsere Wettkampfhärte in engen Situationen ist außergewöhnlich“, sagt der Trainer. Bei den 3:2-Erfolgen über Meister Schwerin in der Liga und im Pokal-Halbfinale gab eben jene besondere Qualität den Ausschlag.
Den Glanz haben sich die DSC Schmetterlinge mit dem Pokalerfolg schon verdient. Nun soll mit dem Meistertitel noch das Gloria hinzukommen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer wäre bestimmt nicht traurig, wenn er den Damen um Mareen Apitz und Katharina Schwabe in diesem Jahr auch zum zweiten Mal in einer exklusiven Führung die Staatskanzlei präsentieren könnte. Und auch ein original-signiertes Meisterschaftshirt mit Sunny Dessous-Logo wäre ein willkommenes Erinnerungsstück.
freier Journalist für die Berliner Zeitung, Mitteldeutsche Zeitung und das CarlMarie Magazin