Slow Travel und nachhaltiger Tourismus – wie wir in Zukunft Urlaub machen sollten

Frau mit Rucksack auf Fluss
©istock/littlehenrabi
Reisen ist eine der großen Freuden des Lebens. Es erweitert den Geist und kann - richtig gemacht - von großem Nutzen sein. Auf der anderen Seite setzt gerade der Massentourismus unserer Umwelt immer härter zu. Über sechs Milliarden Urlaubsreisen wurden im vergangenen Jahr unternommen. Und in einwohnerstarken Schwellenländern wie Brasilien oder China ist die Tendenz stark steigend.

Mittlerweile entfallen auf den Tourismus weltweit etwa zehn Prozent aller Treibhausgasemissionen. In Städten wie Barcelona oder Venedig streikt die lokale Bevölkerung gegen den jährlichen Touristenansturm und an einstmals mystischen Orten (z.B. Machu Picchu) scheint keiner mehr eine ruhige Minute zu erleben. Wir von CarlMarie erklären hier die wichtigsten Regeln von Slow Travel und zeigen, wie man trotz allem heute nachhaltig Urlaub machen kann. Ihr erfahrt außerdem, welches die 20 ökologisch vorbildlichsten und welches die zehn unbedenklichsten Reise-Länder der Welt sind.

Beginnen wir mit einer harten Wahrheit: Wenn wir weiterhin so wenig nachhaltig reisen wie bisher, werden wir die Orte, nach denen wir uns so sehr sehnen, am Ende zerstören. Die andere Wahrheit ist allerdings, dass das Reisen nie eine wirklich nachhaltige Sache sein wird und so sehr wir uns auch bemühen werden, die negativen Auswirkungen zu minimieren, wird es uns nie gelingen, sie ganz zu eliminieren. Darüber hinaus ist Verzicht oft ungerecht und trifft heute jene, die für die bereits entstandenen Schäden am wenigsten verantwortlich sind. Doch auch wenn das Reisen an sich nicht in Frage gestellt werden sollte, müssen wir anfangen uns zu beschränken. „Slow Travel“ oder auch „Nachhaltiges Reisen“ kann ein bisschen schwierig sein, lohnt sich aber am Ende für alle. Es ist an der Zeit seinen Urlaub 2.0 zu planen und wir von CarlMarie zeigen Euch worauf man dabei achten sollte.

Inhaltsverzeichnis

 

So wird Euer Urlaub deutlich nachhaltiger

1. Schritt: Fliegen

80 Prozent aller reisebedingten Kohlendioxid-Verschmutzungen in der Atmosphäre werden tatsächlich von den sogenannten „Fernreisenden“ verursacht. Und damit verhalten sich seltsamerweise die Menschen ökologisch am korrektesten, die sich am wenigsten für die Welt interessieren – nämlich jene, die Zuhause bleiben oder es mit ihrem Wohnwagen nur bis zum nächsten Baggersee schaffen. Wie aber kann man fremde Länder auf anderen Kontinenten sehen und die Umwelt trotzdem weniger belasten als bisher? Der World Wide Fund for Nature (WWF) hat für das Reisen ein paar sehr nützliche Faustregeln aufgestellt:

  • Je weiter die Reise geht, desto länger sollte man am Ziel verweilen.
  • Liegt der Zielort des Urlaubs weniger als 700 Kilometer entfernt, sollte für die Reise kein Flugzeug benutzt werden.
  • Liegt der Zielort zwischen 1.000 und 2.000 Kilometer entfernt, sollte der Aufenthalt mindestens 8 Tage betragen.
  • Ab 2.000 Kilometer sollte der Aufenthalt mindestens 15 Tage betragen.

Der Grund für diese Berechnungen: Der bei weitem größte Ausstoß von Treibhausgasen erfolgt beim Start und beim Landen von Flugzeugen. Und Auto, Bahn und Bus sind hinsichtlich der Schadstoffemissionen gegenüber Flugzeugen sowieso wahre Waisenknaben. Abheben, landen, wieder abheben – das ist sowohl für Sie als auch für die Umwelt eine Belastung. Deshalb sollte ebenfalls darauf geachtet werden, dass man im Idealfall einen Non-Stopp-Flug hat.

 

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Es gibt noch zwei weitere Dinge, die den Kraftstoffverbrauch und damit auch den Schadstoffausstoß bei Flugzeugen verringern:

  • Je weniger Gewicht das Gepäck hat, desto geringer der Verbrauch von Kraftstoff.
  • Bleiben die Jalousien der meisten Passagiere geschlossen, kann das Flugzeug bis zu 10 Grad Celsius kühler gehalten werden, ohne dafür zusätzliche Energie und damit ebenfalls Kraftstoff zu verbrauchen.

Es gibt mittlerweile einige Apps und Websites, mit denen Ihr euren ganz individuellen CO2-Fußabdruck berechnen und ausgleichen könnt. So wird zum Beispiel angezeigt, wieviele Bäume gepflanzt werden müssen, um eine Flugreise zu kompensieren. Eine solche App ist Oroeco, mit der sich der eigene CO2-Ausstoß und sein Ausgleich in eine Art soziales Spiel verwandeln lässt. Auch Klimaschutzprojekte wie atmosfair helfen dabei, die selbst verursachten Emissionen bei Flugreisen zu kompensieren.

2. Schritt: Wasser & Energie sparen

In vielen Urlaubsorten ist Wasser mittlerweile Mangelware. Ob Spanien, Israel, Südafrika oder Kalifornien – Wasserknappheit wird laut UNESCO bis 2050 fast vier Milliarden Menschen betreffen. Und vor allem die Reisebranche verbraucht Unmengen an Wasser. Berechnungen zufolge verbraucht ein Tourist vor Ort im Durchschnitt etwa zweieinhalb Mal soviel Wasser, wie ein normaler Einwohner dieser Region. Hotelanlagen mit gleich mehreren Pools, am besten noch im Infinity-Stil direkt am Meer, sollten ebenso gemieden werden wie Golfanlagen mitten in der Wüste.

 

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Wirksam gegen den immensen Wasserverbrauch ist es, die Duschzeit auf 10 Minuten pro Tag zu begrenzen, die Badewanne im Sommer am besten gar nicht zu nutzen und sich nicht jeden Tag die Handtücher wechseln zu lassen. Denn vor allem das ständige Waschen von Bettwäsche und Handtüchern erzeugt in Hotelanlagen einen immensen Wasser- und Energieverbrauch (bis zu 15 Prozent des Gesamtverbrauchs). Auf den Websites vieler Hotels lässt sich mittlerweile übrigens nachsehen, ob diese umweltfreundlich sind. Außerdem prüfen viele nationale oder regionale Behörden, ob die Gegebenheiten in den Hotels wirklich den grünen Standards entsprechen.

Insgesamt sollte beim Energieverbrauch genauso aufs Sparen geachtet werden wie Zuhause. Dazu gehört, das Licht zu löschen, sobald es nicht mehr benötigt wird und Ventilatoren sowie andere elektronische Geräte auszuschalten, sobald man die entsprechenden Räumlichkeiten verlassen hat. Ein sommerlicher Sternenhimmel lässt sich übrigens ganz anders genießen, wenn nicht jede verfügbare Lampe oder Laterne im Hotel oder in der Pension angezündet ist.

3. Schritt: auf Verpackung & Plastik achten

Alle unnötigen (und vor allem nicht nachhaltigen) Verpackungen sollten eigentlich gleich zu Hause gelassen werden. Ob hygienische Artikel, Toilettenpapier, Servietten oder kleine Snacks – Verpackungen, gerade die nicht oder schwer recycelbaren, sollten Reisende nicht exportieren. Die Orte, die Ihr besucht, verfügen möglicherweise nicht über die erforderlichen Einrichtungen, um mit dem zusätzlichen Abfall von Touristen umzugehen.

Insgesamt gilt, so wenig wie möglich schlecht recycelbare Kunstfasern in die Welt zu tragen. Flip Flops können auch aus Naturkautschuk sein und Sonnenbrillen auch aus Holz. Bikinis, Badehosen und Badeanzüge gibt es ebenso aus nachhaltigen Materialien wie Seife, Shampoo oder Schminkartikel (siehe Naturkosmetik).

Das Thema Recycling lässt sich übrigens auch auf die Unterkünfte anwenden. Umgebaute Container, Wassertürme, Industrieanlagen oder sogar Schulbusse sind deutlich umweltschonender als jedes neugebaute Hotel.

Und NICHTS, was in andere Länder geschleppt wird, sollte Mikroplastik enthalten.

Eines der größten Probleme heute ist wohl der von Touristen massenhaft verwendete Sonnenschutz:
die darin enthaltenen chemischen Substanzen beschleunigen zum Beispiel das Absterben von Korallen. Im Gegensatz dazu enthält Bio-Sonnenschutz natürliche Inhaltsstoffe und schützt Euch vor Sonnenlicht mit Mineralfiltern, die weder für den Menschen noch für die Natur schädlich sind.

4. Schritt: aktiv werden

 

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Wer seinen Urlaub noch ein bisschen stärker mit dem Schutz der Umwelt verbinden möchte, kann dabei auch auf ein paar außergewöhnliche Aktivitäten setzen. In Schweden ist mit dem sogenannten „Plogging“ ein regelrechter Trend entstanden. Dabei sammeln Jogger, Wanderer oder Spaziergänger während ihrer Läufe oder Touren Müll und entsorgen ihn danach ordnungsgemäß. „Plogging“ lässt sich eigentlich an jedem See, an jedem Strand, bei jedem kleinen Waldspaziergang praktizieren – es schärft die Aufmerksamkeit für die Zusammenhänge in der Natur und inspiriert gleichzeitig zu Gedanken hinsichtlich des Umweltschutzes. Wer es zum Beispiel vorzieht, in einer Gruppe aktiv zu sein, findet im Internet Informationen zu Strandbereinigungen in zahlreichen Urlaubsregionen. Organisationen wie „Trash Hero“ sind mittlerweile weltweit aktiv und tragen so aktiv und im Urlaub zur Verringerung des Müllaufkommens bei.

5. Schritt: das richtige Souvenir

Na klar – zum Urlaub gehört es auch, ein Souvenir mit nach Hause zu bringen. Dabei sollte sich eigentlich jeder zwei Frage stellen: „Ist das wirklich nützlich?“ und „Unter welchen Bedingungen wurde es hergestellt?“ Die Wahrheit ist, dass die allermeisten der heute auf Märkten verkauften Souvenirs kaum noch aussagekräftig oder authentisch sind. Oftmals werden diese auch unter erbarmungswürdigen Umständen – teilweise von Kindern – in Massenproduktionsstätten hergestellt. Viel sinnvoller ist es da, den Einheimischen zum Beispiel Gewürze, Pflanzensamen oder zum Beispiel auch Käse, Wein oder Olivenöl abzukaufen.

Im zweiten Teil haben wir für Euch 7 Schritte auf dem Weg zu einem völlig neuen Urlaubsgefühl vor, die Euren Urlaub nicht nur schöner, sondern zu einem wirklich SLOW TRAVEL machen. Außerdem haben wir einige interessante Urlaubsstatistiken zusammengestellt, die Euch helfen können Euren nächsten Urlaub nachhaltiger zu gestalten.